Fehlreaktion Heuschnupfen

Pollen liegen wieder in der Luft

Thinkstock

Draussen liegt oft noch vereinzelt Schnee, wenn die neue Pollensaison beginnt. Eine Schnupfennase kann also in Wirklichkeit auch eine Heuschnupfennase sein. Was ist zu tun?

 

Von Monika Lenzer , Apothekerin

 

Ein typischer Frühblüher ist die Haselnuss, die ihre Pollen ab Ende Januar durch die Lüfte schweben lässt. Bereits jetzt beginnt also die Leidenszeit vieler heuschnupfengeplagter Menschen. Denn ihr Immunsystem reagiert vollkommen übertrieben auf eigentlich harmlose Eiweisse bestimmter Pollen. Bei dieser Typ-I-Reaktion werden im Körper grosse Mengen von dem Botenstoff Histamin ausgeschüttet, der dann die typischen allergischen Beschwerden mitauslöst.

Hygiene gut, alles gut?

Es wird geschätzt, dass ungefähr jeder fünfte Schweizer von Heuschnupfen gequält wird. Die genaue Ursache ist bis heute noch nicht klar , doch es gibt verschiedene Theorien. So wurde beobachtet, dass die allergische Reaktionsbereitschaft vererbbar ist. Das Allergierisiko von einem Kind in einer Familie ohne Allergiker liegt bei 5 bis 15 Prozent. Dahingegen entwickelt ein Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 40 bis 60 Prozent eine Allergie, wenn beide Eltern Allergiker sind. Die Hygienehypothese wiederum besagt , dass eine Allergie leichter entsteht, wenn das Immunsystem im Kindesalter durch zu grosse Hygiene unterfordert ist. Wegen zu geringer Auslastung reagiert es dann auf harmlose Stoffe. Laut einer Studie leiden Bauernhofkinder im Vergleich zu Stadtkindern tatsächlich weniger häufig unter einer Allergie. Unabhängig hiervon haben Forscher festgestellt, dass Pollen durch eine chemische Reaktion mit Ozon zunehmend aggressiver wirken.

Pollenalarm!

Pollen sind mit einer Grösse von etwa 10-150 Mikrometer absolute Winzlinge – mit blossem Auge also kaum noch zu sehen . Vor allem windbestäubende Pflanzen bilden eine hohe Anzahl besonders kleiner Pollen, die leicht eingeatmet werden können. Allein die Blüte eines einzelnen Grashalms kann dabei rund 4 Millionen Blütenpollen freisetzen. Der Standort spielt bei der Pollenbelastung eine Rolle. So beginnt die Blütezeit in höher gelegenen Regionen im Vergleich zu tieferen Lagen erst später. Ausserdem gilt: In der Nacht ist die Pollenbelastung der Luft wesentlich geringer als am Tag. Also Fenster zu am Tag! Bei den meisten Menschen mit Heuschnupfen ist der Spuk nach der saisonalen Blütezeit des allergieauslösenden Pollens wieder vorbei – zumindest bis zum nächsten Jahr.

Pollenflugzeit

Gerade mal 20 von den rund 3'500 Pflanzen in der Schweiz produzieren allergieauslösenden Pollen. Bei den Laubbäumen sind vor allem Birke und Haselnuss von allergener Bedeutung. Bis auf die Kiefer spielt der Blütenstaub von Nadelbäumen kaum eine Rolle. Ab Mai lösen zunehmend Pollen von Süssgräsern allergische Reaktionen aus – insbesondere Getreidearten wie der Roggen. Unter den Kräutern haben der Beifuss und vor allem die Ambrosia-Pflanze ein grosses allergisches Potenzial. Hinzu kommen saisonale Pilzsporen vom Schwärzeschimmel und Cladosporium, die im Spätsommer und Herbst auftreten.

Haaatschi!

Woran lässt sich ein Heuschnupfen erkennen? Tränende, rote Augen sind ein typischer Hinweis. Heftige Niesattacken plagen die juckende, tropfende Nase. Ausserdem schwillt die entzündete Nasenschleimhaut häufig an und behindert die Atmung. In den gereizten Nasennebenhöhlen sitzt zudem oft Schleim fest, was Kiefer- und Kopfschmerzen auslösen kann. Bei unbehandeltem, langjährigem Heuschnupfen kann schliesslich ein Etagenwechsel stattfinden: Dann wandert die Problematik ein Stockwerk nach unten in die Bronchien. Dies gilt es zu verhindern, denn allergisches Asthma ist schwieriger zu behandeln als Beschwerden der oberen Atemwege.

Weiter zum Artikel.

Medienpartner

Grosspeterstrasse 23
CH-4002 Basel
Telefon: +41 58 958 96 96
E-Mail: info@mt-public.ch