Die bedeutsamsten und teilweise recht eindrücklichen körperlichen Veränderungen während einer Schwangerschaft betreffen vor allem das Herz, die Lungen, die Blutbildung und den Flüssigkeitshaushalt. Einige dieser Veränderungen treten schon sehr früh in der Schwangerschaft auf, um den Körper der Frau auf diese grosse Aufgabe vorzubereiten.
Die Zusammensetzung des Blutes ändert sich
Bereits ab der 6. Schwangerschaftswoche, also ca. zwei Wochen nach einem ersten positiven Schwangerschaftstest, erhöht sich die Menge des Blutes kontinuierlich. Die mit Eisen beladenen roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff zu den Zellen bringen nehmen ebenfalls zu. Aber nicht so sehr wie der flüssige Anteil des Blutes. Deshalb leiden Schwangere nicht selten nicht an einem gewissen Eisenmangel, zumal der Eisenbedarf in der Schwangerschaft um das zwei- bis dreifache steigt. Durch die Einnahme von Eisenpräparaten kann der Eisenmangel gut behandelt werden.
In den letzten drei Monaten der Schwangerschaft beginnt der Körper bereits, sich auf die Geburt vorzubereiten. Es werden mehr Gerinnungsfaktoren gebildet, damit Blutungen besser gestoppt werden können. Das schützt die Mutter vor einem zu grossen Blutverlust während der Geburt.
Das Herz schlägt kräftiger
Das Herz beginnt noch früher, sich zu verändern, nämlich bereits kurz nach der Empfängnis. Das Herz schlägt sofort kräftiger, so dass es in derselben Zeit mehr Blut durch den Körper transportiert wird, um den erhöhten Sauerstoff- und Nährstoffbedarf zu decken. Damit das Herz diese Arbeit stemmen kann, verdickt sich seine Muskulatur. Das Herz schlägt nicht nur kräftiger, sondern auch öfters – der Puls wird schneller, bis zu 20 Schläge pro Minute kommen dazu. Der Blutdruck hingegen macht eine Kleine Berg-und-Talfahrt: In den ersten sechs Monaten ist er tiefer als normal, in den letzten drei Monaten normalisiert er sich wieder.
Die Gebärmutter wird richtig schwer
In unserer Körpermitte befindet sich eine grosse Vene, die sogenannte Vena cava inferior. Sie führt das Blut zurück zum Herzen, damit es von dort in die Lunge gepumpt und wieder mit Sauerstoff angereichert werden kann. Im Laufe der Schwangerschaft wird die Gebärmutter mitsamt ihrer kostbaren Fracht immer schwerer und wiegt am Ende über sechseinhalb Kilo! Liegt die Schwangere auf dem Rücken, kann die Vena cava durch das Gewicht der Gebärmutter zusammengedrückt werden. Dadurch verschlechtert sich die Sauerstoffversorgung von Mutter und Kind. Hochschwangere Frauen fühlen sich deshalb meist nicht mehr wohl, wenn sie länger als ein paar Minuten auf dem Rücken liegen und drehen sich in der Regel von selbst auf die Seite – am besten auf die linke.
Schwangere atmen tiefer
Der Körper einer Schwangeren benötigt 20% mehr Sauerstoff für das Baby, die Planzenta, die Gebärmutter, den Herzmuskel, die Nieren und die Muskulatur, die es zum Atmen braucht. Denn Schwangere atmen nicht unbedingt häufiger, aber deutlich tiefer ein und aus. Und das unter erschwerten Bedingungen, könnte man sagen, denn durch die wachsende Gebärmutter wird das Zwerchfell um bis zu bis zu 5cm nach oben geschoben und die Lungen ein wenig gestaucht. Zum Glück binden die roten Blutkörperchen den Sauerstoff besonders gut, sodass es gut für beide reicht.
Es wird viel Wasser eingelagert
Es ist kein Geheimnis, dass die Schwangere während der Schwangerschaft auch Wasser einlagert, und zwar bis zu acht Litern. Wozu das gut sein soll? Das ist sicher wichtig, damit der gesteigerte Stoffwechsel funktioniert. Das im Gewebe gespeicherte Wasser dient aber auch als Speicher, falls unter der Geburt Blutungen auftreten. Dann kann das Wasser aus dem Gewebe zurück ins Blut fliessen und den Blutverlust zumindest teilweise ausgleichen.
Die Geburt ist ein Wunder
Über die körperlichen Vorgänge bei der Geburt gäbe es natürlich auch viel zu sagen. Aber keine Zahlenwerte auf dieser Welt sind in der Lage zu beschreiben, was in der Schwangerschaft und bei der Geburt eines Kinder über die körperlichen Veränderungen hinaus mit einer werdenden Mutter geschieht.
Dr. pharm. Chantal Schlatter, Apothekerin