Basler Kardiologen implantieren ersten kabellosen Herzschrittmacher

Die Kardiologen des Basler Universitätsspitals um Prof. Stefan Osswald sind neuerdings in der Lage, kabellose Herzschrittmacher einzusetzen. Diese werden direkt im Herzen fixiert und haben den Vorteil, dass im Gegensatz zu herkömmlichen Taktgebern in den Venen keine Kabel benötigt werden. Für die Patientinnen und Patienten ist zudem von Bedeutung, dass weder auf der Brust eine Narbe noch unter der Haut eine Beule entsteht.

Der kleinste Herzschrittmacher der Welt hat die Grösse einer Tintenpatrone. Aber er ist nicht nur viel kleiner als konventionelle Geräte, sondern funktioniert zudem als erster Schrittmacher ohne Kabel. Vor Kurzem ist erstmals im Universitätsspital Basel (USB) ein kabelloser Herzschrittmacher implantiert worden. Die Kardiologen Prof. Christian Sticherling und PD Dr. Tobias Reichlin haben zwei Patienten erfolgreich operiert. Jeder Eingriff dauerte rund eine Stunde. Die Patienten sind wohlauf und konnten bereits eine Woche nach dem Eingriff leichte sportliche Aktivitäten ausüben.
 
Implantiert wird der kabellose Schrittmacher mit Hilfe eines Katheters, der von der Leiste über die Oberschenkelvene zum Herzen vorgeschoben und an der Herzwand fixiert wird. Auf diese Art und im Unterschied zu herkömmlichen Taktgebern können sowohl Narben auf der Brust wie auch tastbare Beulen unter der Haut vermieden werden. Kabellose Schrittmacher eignen sich zur Zeit allerdings erst für einige ausgewählte Patientinnen und Patienten mit zu langsamem Herzschlag.
 
Weil der neuartige Schrittmacher gänzlich ohne Elektroden auskommt, können technische Schwachstellen, die mit konventionellen Taktgebern aufgetreten sind, beseitigt werden. Elektroden können nämlich ihre Funktion über die Jahre verlieren oder in seltenen Fällen sogar brechen. Ausserdem können sie in die Venenwand oder ins Herz einwachsen, was zum Beispiel bei einer Infektion eine Operation am offenen Herzen erforderlich machen kann.

Herzschrittmacher für Schwangere

Als weiteres Novum haben die Kardiologen des USB einen Weg gefunden, einer schwangeren Frau einen Herzschrittmacher einzupflanzen, ohne für das ungeborene Kind schädliche Röntgenstrahlen einzusetzen. Die 30-jährige Frau hatte in der neunten Schwangerschaftswoche wegen Schwindelgefühlen ihren Arzt aufgesucht. In der Herzstromkurve wurde festgestellt, dass der Herzschlag der schwangeren Frau deutlich verlangsamt war und ihr Herz teilweise mehrere Sekunden stehen blieb. Nach der Zuweisung ins USB konnte die Implantation des Schrittmachers mit Hilfe von 3D-Mapping, mit welcher das Herz dreidimensional dargestellt wird, erfolgreich durchgeführt werden.
 
Das gleiche System wird in der Kardiologie auch bei den katheterbasierten Verödungsbehandlungen (Ablationen) eingesetzt, um das Herzrhythmusstörungen auslösende Herzmuskelareal gezielt auszuschalten. Das Verfahren ist laut dem Kardiologen PD Dr. Michael Kühne sehr röntgenarm und bei einem Teil der Patientinnen und Patienten sogar röntgenfrei. Dies ist wegen der potenziellen Langzeitschäden der Röntgenstrahlung vor allem bei jüngeren Personen wichtig. Wichtig ist die Reduktion der Strahlung aber auch für die Operateure, die täglich im Umfeld von Röntgenstrahlen arbeiten. Ein angenehmer Nebeneffekt ist dabei auch, dass der schwere Bleimantel weniger oder gar nicht mehr getragen werden muss.

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