Hirnschlag - Kennen Sie Ihr Risiko?

In unseren Breiten ist Hirnschlag die dritthäufigste Todesursache, die zweithäufigste Ursache für Demenz und die wichtigste Ursache für Behinderung im Erwachsenenalter. Viele Menschen haben ein erhöhtes Risiko, wissen aber nichts davon.

Ein Hirnschlag (Schlaganfall) entsteht durch eine ungenügende Blutversorgung des Gehirns. Die Ursache ist meist der Verschluss eines Blutgefässes, welches normalerweise sauerstoffreiches Blut ins Gehirn bringen würde. Je nachdem, wie ausgeprägt die Unterversorgung ist und wie lange sie dauert, ist der bleibende Schaden mehr oder weniger gross. Das Blutgefäss kann aus zwei Gründen verstopfen:

Hirnschlag durch Minderdurchblutung

1. Das Hirngefäss wird fortschreitend durch Gefässverkalkung (Arteriosklerose) verschlossen. Je nachdem, ob sich die grossen Hirn- oder Halsgefässe oder kleinste Arterien im Gehirn verschliessen, sind die unterversorgten Areale mehr oder weniger gross.

2. Das Hirngefäss wird durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verschlossen. Der Thrombus bildet sich häufig im Herz, löst sich ab und wird mit dem Blutstrom in das Hirngefäss verschleppt, wo er steckengbleibt und den Durchfluss verschliesst. Nebst dem Gehirn kann das Gerinnsel aus dem Herz z.B. auch Armarterien oder die Arterien innerer Organe treffen. Man spricht von einer «arteriellen» bzw. «systemischen Embolie».

Der Begriff der «systemischen Embolie» ist vielleicht weniger bekannt als «venöse Thromboembolie», bei der sich das Blutgerinnsel nicht im Herz, sondern in den Bein- oder Beckenvenen bildet, z.B. mangels Bewegung nach Operationen. Wenn ein Thrombus «da unten» sich löst, wird er mit der Blutbahn in Richtung Lunge transportiert, wo er ein Lungengefäss verstopfen und zur Lungenembolie führen kann.

Hirnschlag durch Hirnblutung

Eine weitere Ursache für Hirnschlag ist das Gegenteil eines verstopften Blutgefässes, nämlich dann, wenn ein Hirngefäss aufgeht und es zur Hirnblutung kommt. Dann rinnt das Blut aus dem Hirngefäss in die Umgebung hinaus, aber die Bereiche danach werden nicht mehr mit frischem Blut versorgt.

Warum so detailliert?

Weil der Schweiz etwa 4% aller Personen über 60 Jahren und 10% aller Personen über 80 an Vorhofflimmern leiden. Vorhofflimmern ist die häufigste Form der Herzrhythmusstörung: Die Vorhöfe des Herzens arbeiten nicht korrekt, das Blut strömt nicht wie es sollte. Die Herzkammern müssen den Leistungsabfall der Vorhöfe kompensieren, was wegen Überlastung mit der Zeit oft zur Herzinsuffizienz führt. Vor allem aber erhöht Vorhofflimmern die Gefahr, dass sich im Herz ein Gerinnsel bildet, das zum Hirnschlag führt – die Gefahr ist fünfmal so hoch! Weil Vorhofflimmern nicht immer Beschwerden verursacht, wissen viele Menschen nicht, dass ein erhöhtes Risiko haben. 

Natürlich gibt es noch andere Gründe, die das Risiko für venöse oder systemische Embolien erhöhen. Vorbeugen und Behandeln kann man solche Ereignisse mit der sogenannten Antikoagulation («Blutverdünnung»). Dazu verwendet man Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, damit kein Thrombus entstehen kann. Allerdings ist es ein schmaler Grat zwischen «Hemmung der Blutgerinnung» und «erhöhter Blutungsneigung», wenn die Gerinnung zu stark gehemmt wird. Dann kann es zu Blutungen kommen, unter anderem im Magen-Darm-Trakt oder im Gehirn (Hirnblutung).

Alte und neue Medikamente

Alt im Sinne von «altbewährt» sind Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel und die Vitamin-K-Antagonisten Acenocoumarol und Phenprocoumon. Allerdings müssen bei der Anwendung von Vitamin-K-Antagonisten regelmässige Gerinnungskontrollen (INR-Wert) durchgeführt werden. Anders bei den «neuen oralen Antikoagulanzien» (NOAK) wie Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban. Sie reduzieren das Risiko für Schlaganfall und systemische Embolie ebenso gut wie der Standard Phenprocoumon, können jedoch in fixen Dosen und ohne Überprüfung der INR-Werte verabreicht werden. NOAK weisen keine Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln und nur wenige mit anderen Medikamenten auf. Vor allem aber ist das Blutungsrisiko im Vergleich zur Standardtherapie geringer. 

Von Dr. pharm. Chantal Schlatter

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