Gute Neuigkeiten! Bettwäsche wechseln, Mützen einsammeln und Stofftiere in den Tiefkühler packen? Alles überflüssig! Nur die korrekte Behandlung zählt!
Von Dr. pharm. Chantal Schlatter, Apothekerin
Ohne Blutmahlzeit trocknen Läuse innerhalb weniger Stunden aus. Sie verlassen daher nie freiwillig ihren Platz, ausser um auf einen neuen Kopf zu wechseln. Das tun sie, indem sie von Haar zu Haar krabbeln, wenn die Köpfe ganze nahe beieinander sind, denn Läuse fliegen und hüpfen nicht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich auf eine andere Art und Weise als durch direkten Haarkontakt mit Läusen ansteckt, ist verschwindend klein“, erklärt Dr. Christina Ruob, Apothekerin und Lausexpertin. „Findet man dennoch eine Laus ausserhalb des Kopfes, ist sie vermutlich bereits tot oder am Sterben.“ Deshalb sind all die aufwendigen Massnahmen, die früher empfohlen wurden, überflüssig (siehe Box). Das ist wissenschaftlich erwiesen, auch wenn mancherorts noch veraltete Informationen im Umlauf sind. Es gibt nur 3 Punkte, die beachtet werden müssen, und die konzentrieren sich auf den Kopf
1. Erkennen, dass man Läuse hat
Das ist gar nicht so einfach. Zu Beginn eines Lausbefalls befinden sich nur vereinzelt Läuse auf dem Kopf, die sich gut verstecken. Man findet sie beim blossen Durchschauen der Haare nicht! „Die einzige zuverlässige Methode ist das sogenannte «nasse Auskämmen»“, so Ruob. Siehe Anleitung unten. Der Test gilt als positiv, wenn eine Laus oder Larve («Babylaus») gefunden worden ist. „Das Auffinden von Eiern oder Nissen, also leeren Eierschalen, gilt nicht als Lausbefall. Ruob erklärt: „Die Nissen können auch von einem früheren Lausbefall stammen, und den Eiern sieht man als Laie kaum an, ob sie tot oder lebendig sind.“ Bei fortgeschrittenem Befall, wenn bereits einige Läuse geschlüpft sind, kann man die leeren, weissen Eihüllen (Nissen) finden. Sie befinden sich vorzugsweise hinter den Ohren und am Hinterkopf im Bereich des Nackens.
Übrigens: Jucken tut ein Lausbefall längst nicht bei allen. Nur ein Teil der Menschen reagiert auf den Speichel und Kot der Läuse mit einer Art juckender, allergischer Reaktion.
2. Die Behandlung korrekt durchführen
Es wird zwischen chemischen und physikalischen Lausmitteln unterschieden. Heute werden in erster Linie die physikalischen Mittel empfohlen. Sie könne auch bei Kleinkindern, Schwangeren und Stillenden eingesetzt werden.
„Zur Behandlung sollten nur Lausmittel verwendet werden, deren Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen worden ist“, betont Ruob. Entsprechende Informationen sind in der Apotheke und auf www.lausinfo.ch erhältlich, eine Webseite, die von Ruob gepflegt wird und Fachpersonen wie Laien gemäss aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen berät.
Wichtig ist beispielsweise, dass bei der Behandlung ausreichend Mittel verwendet wird. Bei sehr langen Haaren kann das je nach Produkt mehr als eine Packung sein. Wenn mehrere Familienmitglieder betroffen sind, wird die Behandlung idealerweise am selben Tag gestartet. In den allermeisten Fällen muss die Behandlung nach 7-9 Tagen wiederholt werden, auch wenn das nicht explizit in der Packungsbeilage steht! Das hat damit zu tun, dass die meisten Lausmittel beim Abtöten der Eier zu 100% erfolgreich sind. Reicht laut Produkt tatsächlich eine einmalige Behandlung aus, muss anstelle der zweiten Behandlung auf jeden Fall eine Kontrolle durch «nasses Auskämmen» durchgeführt werden, um sicher zu gehen, dass keine Eier überlebt haben und wieder Larven geschlüpft sind.
3. Den Erfolg kontrollieren
„Der Erfolg der Behandlung wird in wöchentlichen Abständen durch nasses Auskämmen kontrolliert, und zwar mindestens zweimal“, empfiehlt Ruob. Werden zwei Wochen in Folge keine Läuse gefunden, ist man «clean». Wobei man bei korrekter Durchführung eigentlich bereits nach der ersten Behandlung nicht mehr ansteckend ist, da - selbst bei nicht völlig erfolgreicher Zerstörung der Eier - bis zur Entdeckung durch das nasse Auskämmen ja höchstens Larven nachwachsen, die den Kopf noch nicht verlassen. Das heisst: Behandelte Kinder dürfen per sofort wieder die Schule besuchen und an sozialen Aktivitäten teilnehmen.
Die Nissen bleiben selbst nach erfolgreich abgeschlossener Lausbehandlung in den Haaren zurück. „Die leeren Eierschalen sind selbst mit dem Nissenkamm nur schwer loszuwerden, aber völlig harmlos“, bestätigt Ruob.
Zur Vorbeugung eines (erneuten) Lausbefalls können prophylaktische Produkte eingesetzt werden. Vor allem, wenn im Umfeld Läuse kursieren. Zum Beispiel im Herbst, wenn die Tierchen Hochsaison haben.
Nass auskämmen
Das nasse Auskämmen ist die zuverlässigste Methode, um einen Lausbefall zu erkennen. Es wird auch angewandt, um den Erfolg einer Behandlung zu kontrollien.
Der Test gilt als positiv, wenn eine Laus oder Larve gefunden worden ist. Das Auffinden von Eiern oder Nissen gilt nicht als Lausbefall.
Überflüssige Massnahmen
Das Waschen von Bettwäsche, Schlafanzügen, Kleidung, Bade- und Handtüchern ist nicht nötig.
Das Reinigen von Fussböden, Sofas und Betten mit dem Staubsauger ist nicht nötig.
Mützen, Kappen und Helme müssen nicht behandelt werden. Läuse werden nicht auf diese Weise weitergegeben.
Stofftiere müssen den Kindern nicht weggenommen werden. Sie müssen weder gewaschen noch in den Tiefkühler gelegt werden.
Die Haare müssen nicht abgeschnitten werden. Bereits 5mm Haar reichen, damit Läuse Eier daran befestigen können.
Notwendige Massnahmen
Korrekte Durchführung der Behandlung mit einem wirksamen Lausmittel.
Kämme, Bürsten, Haarspangen, Haargummis, usw. während 10 Minuten in heisse Seifenlösung legen (60°C), da beim Entfernen von Haarschmuck versehentlich Läuse mitgenommen werden können.
Lange Haare zusammenbinden, damit die Läuse nicht von Kopf zu Kopf krabbeln können.
Einmal wöchentlich alle Familienmitglieder durch nasses Auskämmen kontrollieren bis zwei Wochen nach dem letzten Fund von Larven oder Läusen.
Quelle und weitere Informationen: www.lausinfo.ch