«Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Herausforderungen. Die Kunst dabei ist, über den Erfolgen nicht den Kopf zu verlieren, um nicht an den Niederlagen zu verzweifeln» (Katja Götze). In etwas so lautet das Zitat. Tatsächlich verläuft im Leben höchst selten alles wunschgemäss. Gute und schlechte Tage wechseln sich ab. Dass unsere Gefühle zwischendurch Achterbahn fahren und die Stimmung zwischen «himmelhochjauchzend», «zutiefst betrübt» und allem, was dazwischen ist, wechselt, ist normal. Gerade jetzt, wenn die Tage kürzer werden, fühlen sich viele vermehrt niedergedrückt, erschöpft und lustlos.
Stimmungstief oder Depression?
Stimmungstiefs sind normal. Wenn sie jedoch immer wieder auftreten oder für längere Zeit anhalten, brauchen Körper und Seele Unterstützung, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Bei einfachen Stimmungsschwankungen, die an äussere Umstände gekoppelt und leicht nachvollziehbar sind, können uns pflanzliche Mittel unter die Arme greifen, um die Krise zu überwinden. Wenn wir aber bereits lange im Dunkeln wandeln und gar nicht mehr genau wissen, weshalb, wenn die Gefühle zu einem eintönigen Einerlei geworden sind und uns nichts mehr Freude bereiten kann oder Schuldgefühle und Angst uns zerfressen, dann handelt es sich vielleicht um eine Depression, die ärztlich abgeklärt werden muss.
Natürliche Stimmungsaufheller
Wenn die Stimmungsschwankungen nicht mehr einfach als schlechter Tag abgebucht werden können, wird es Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. Die Natur macht es uns vor. Der Klassiker unter den pflanzlichen Stimmungsaufhellern ist Johanniskraut. Es wirkt bei leichten bis mittelschweren Depressionen ähnlich gut wie synthetische Medikamente. Im Vergleich zum Johanniskraut sind andere Pflanzenstoffe wie Safran, Melisse und Curcuma noch nicht so bekannt, obwohl auch für dieses Pflanzenstoffe repräsentativ Studien vorliegen, die eine positive Wirkung bei Stimmungsschwankungen und leichten Depressionen aufzeigen.
Safran (Crocus sativus)
Safran kennen wir als teures Gewürz, denn es werden etwa 150’000-200'000 Blüten benötigt, um ein Kilogramm dieser Delikatesse zu gewinnen. Die Ernte erfolgt in Handarbeit, wenn der Safran im Herbst für nur einige wenige Wochen blüht. Doch Safran färbt nicht nur das Risotto gelb, er hellt auch die Stimmung auf. Safran-Extrakt reguliert das Stresshormon Cortisol und die Ausschüttung von Glutamat bei geistiger Erschöpfung. Safran hilft, die Konzentration von Botenstoffen wie Serotonin und Dopamin im Gehirn aufrechtzuerhalten, wodurch die Stimmung positiv beeinflusst wird. Die Wirkung ist mit derjenigen von häufig eingesetzten Antidepressive vergleichbar. Aber Achtung: Weil Safran teuer ist, sind Fälschungen häufig. Das Safran-Pulver wird dazu zum Beispiel mit Curcuma gestreckt. Vor allem, wenn man Safran therapeutisch nutzen möchte, ist die Qualität entscheidend. Es sollten nur Produkte verwendet werden mit Extrakten, die unter kontrollierten Bedienungen gewonnen und deren Wirkung in klinischen Studien belegt worden ist. Denn nur weil der eine Extrakt wirkt, wirken die anderen noch lange nicht.
Melisse (Melissa officinalis)
Wer kennt ihn nicht, den frischen Geschmack eines Zitronenmelissen-Tees. Aber Zitronenmelisse kann mehr. Ihr Extrakt beruhigt und verbessert die Schlafqualität, steigert aber auch die Stresstoleranz und die geistige Leistungsfähigkeit. Er wirkt stimmungsaufhellend, indem er den Abbau von stimmungsaufhellendem Serotonin, Noradrenalin und Dopamin hemmt und dadurch deren Konzentration im Gehirn erhöht. Auch von der Melisse gibt es Extrakte, die in klinischen Studien untersucht und als wirksam bestätigt worden sind. Deshalb sollte man auch hier gut darauf achten, welche Produkte man kauft.
Curcuma (Curcuma longa)
Auch Curcuma stammt aus dem Reich der Gewürze. Mit seiner intensiven gelben Farbe ist es ein wichtiger Bestandteil von Curry. Ein Hauptinhaltsstoff ist Curcumin. In der ayurvedischen Medizin wird Curcuma schon seit Generationen verwendet. Bei uns werden die interessanten Wirkungen von Curcumin gerade erst entdeckt. Auch Curcumin erhöht die Spiegel der Glückshormone Serotonin und Dopamin im Gehirn und erhöht die Stresstoleranz, indem es vor stressbedingter Cortisol-Ausschüttung schützt. Ausserdem wurde eine angstlösende Wirkung festgestellt. Curcumin weist ausserdem eine entzündungshemmende Wirkung auf. Weil bei Depressionen auch Entzündungen im Gehirn als mögliche Ursachen diskutiert werden, könnte auch das einen Teil der antidepressiven Wirkung von Curcuma erklären. Auch für Curcumin existieren Studien, die seine Wirkung bei Depression beweisen. Allerdings wird Curcumin vom Körper noch schwer aufgenommen. Hochwertige Produkte setzen deshalb auf besondere Formulierungen, die die Aufnahme und Verwertung von Curcumin im Körper erhöhen.
Mikronährstoffe
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass bei psychischen Erkrankungen eine optimale Versorgung mit Mikronährstoffen wichtig ist. Im Zusammenhang mit Stimmungsschwankungen und Depression sind vor allem Vitamin B6, Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D3, Magnesium und Zink von Bedeutung. Auch Omega-3-Fettsäuren haben einen positiven Effekt. Aber auch Sport und regelmässige Entspannungsübungen helfen, die Balance im Gemüt wieder herzustellen.
Dr. pharm. Chantal Schlatter, Apothekerin