Ob Rückenschmerzen, Hüftarthrose, Lungen- oder Herzprobleme – bei vielen chronischen Erkrankungen sollte regelmässige Bewegung Teil des Therapiekonzepts sein. Denn körperliche Aktivität vermindert nicht nur die Krankheitshäufigkeit, sondern oft auch die Sterblichkeit. Doch aufgepasst, nicht für jeden Patienten ist alles möglich!
Körperliches Training bringt oft einen ebenso grossen Nutzen wie Medikamente. Dennoch wird Sport noch viel zu selten als Behandlungsstrategie eingesetzt. Vielleicht liegt das daran, dass die Effektivität sportlicher Betätigung noch nicht so recht im Bewusstsein von Ärzten und Patienten verankert ist, schreiben Dr. Tammy C. Hoffmann vom Centre for Research in Evidence-Based Practice der Bond University Robina (Australien) und Mitarbeiter in einem Fachartikel.
Grundsätzlich gilt Folgendes: Vor Beginn eines Trainingsprogramms sollte der behandelnde Arzt seinen Patienten darüber informieren, was das Programm umfasst und wie es helfen kann. Ausserdem ist es wichtig, eventuelle Unsicherheiten und Befürchtungen anzusprechen (z. B. bei Herzerkrankungen). Und wie bei medikamentösen oder chirurgischen Massnahmen muss auch ein Bewegungsprogramm individuell zugeschnitten werden. Für die einzelnen Erkrankungen geben die Wissenschaftler aus Australien folgende Tipps:
Arthrose (Abnutzung) von Hüft- und Kniegelenk:
Körperliche Aktivität bessert hierbei Schmerzen und Funktion. Geeignet sind verschiedene Massnahmen, z. B. Muskelkräftigung, aerobes Training (Bereitstellung von Energie durch Verbrennung von Sauerstoff) und Übungen zur Erweiterung des Bewegungsausmasses. Wenn möglich, sollte alles unter Aufsicht erfolgen, ergänzt durch ein häusliches Training. Bei übergewichtigen und adipösen Patienten empfiehlt sich zusätzlich eine Gewichtsreduktion. Echte Gründe für ein Sportverbot bestehen nicht, wobei natürlich Begleiterkrankungen des Patienten zu berücksichtigen sind. Bei akut entzündetem Gelenk muss das Training eventuell angepasst werden.
Chronische Rückenschmerzen:
Ein typisches Programm umfasst 20 Stunden über acht bis zwölf Wochen unter individueller Aufsicht plus ein häusliches Training. Die Art der Übungen (z. B. Yoga vs. «abgestufte Aktivität») scheint weniger wichtig zu sein als die Qualität der Durchführung (z. B. unter Aufsicht). Die Programme enthalten normalerweise auch eine Schulung der Patienten und psychologische Prinzipien wie z. B. Ziele setzen. Viele befassen sich zudem mit psychologischen Problemen, die den Patienten oft von körperlichen Aktivitäten abhalten, wie Katastrophisieren oder Angst vor Schmerzen. Strukturierte Bewegung ist bei Rückenschmerz, dem eine ernste Erkrankung (z. B. Knochenbruch, Infektion, Krebs) zugrunde liegt, verboten.
Sturzgefährdete ältere Personen:
Gut zusammengestellte Übungsprogramme können bei älteren Menschen nachweislich Stürze verhindern. Ziel ist die Verbesserung der Gleichgewichtskontrolle. Es gibt keine Gründe, die absolut gegen solche Programme sprechen, aber natürlich müssen alle Krankheiten der Patienten berücksichtigt werden.