Die südsudanesische Region Abyei leidet unter einer besonders heftigen Malaria-Saison. Die Zahl der Erkrankungen ist massiv gestiegen. Menschen, die an einer schweren Verlaufsform der Malaria erkranken, sterben häufig in ihren Dörfern, da es in dieser abgelegenen Gegend kaum medizinische Einrichtungen gibt. Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) arbeitet nun mit der lokalen Bevölkerung zusammen, um gegen diese vermeidbaren Erkrankungen und Todesfälle vorzugehen. Dazu wurde ein Programm auf die Beine gestellt, das Menschen in ländlichen Gegenden ermöglicht, sich direkt in ihren Dörfern gegen Malaria testen und behandeln zu lassen.
Dazu richtete MSF ein Netzwerk aus 37 «Malaria-Helfern» ein, die von lokalen Gesundheitsmitarbeitenden beaufsichtigt werden. Die Aufgabe dieser Helfer ist es, in 23 Dörfern in einem Umkreis von 30 Kilometer rund um Agok Malariafälle so rasch wie möglich zu diagnostizieren und Erkrankte zu behandeln. Weil die schlechten Strassen während der Regenzeit für Autos nicht befahrbar sind, verwenden die Malaria-Helfer Motorräder, um die Dörfer dennoch zu erreichen.
Seit Beginn des Programms im vergangenen August haben insgesamt 19‘411 Personen Medikamente gegen Malaria erhalten – rund 1‘800 pro Woche. Davon litten 161 an einer schweren Malaria und mussten in das MSF-Spital in Agok für eine intensivere Behandlung überwiesen werden.
«Viele Menschen mussten früher stundenlang oder gar tagelang zu Fuss gehen, um zu einem Gesundheitsposten zu gelangen. Für sie ist die Möglichkeit, in ihrer Nähe behandelt zu werden, eine enorme Verbesserung», erklärt Jessa Pontevedra, die für das Programm verantwortlich ist. «Wir konnten viel mehr Menschen behandeln, als wir erwartet hatten, und auch die Zahl der schweren Malaria-Erkrankungen ging dank dieses Projektes stark zurück, da die Menschen schneller behandelt werden.»
Zuvor war das MSF-Spital mit den zahlreichen Patienten, die mit einer schweren Malaria eingewiesen wurden, überlastet. «Im Juni mussten wir die Bettenzahl von 125 auf fast 200 aufstocken», berichtet die MSF-Ärztin Sabine Haller. «Wir stellten Betten in die Gänge, in die Chirurgie sowie in vier Zelte auf dem Innenhof, aber das Spital war noch immer zum Bersten voll.» Seit das Programm von MSF angelaufen ist, ging die Zahl der schweren Erkrankungen zurück und fiel im September und Oktober auf 17 Prozent. Im Vorjahr waren es in der gleichen Periode noch 23 Prozent gewesen.
Der Erfolg des Programms ist nicht zuletzt auf die aktive Integrierung der Bevölkerung zurückzuführen. So haben die Menschen der betroffenen Dörfer durchwegs positiv auf das neue Programm reagiert. «Das war für uns eine grosse Hilfe», bestätigt Kuol Deng, der Vorsteher des Dorfs Mijak Deng Kaya. «Letztes Jahr mussten wir zahlreiche kranke Menschen ins Spital tragen, und viele von ihnen starben.»
Die Dorfvorsteher geben Informationen an die Einwohner weiter, helfen bei der Lagerung der Medikamente und des Materials und stellen den Malaria-Helfern Räume zur Verfügung. Einige zahlen den Helfern auch eine Entschädigung, die ansonsten rein ehrenamtlich tätig sind.
Die Malaria-Helfer sind sehr stolz auf ihre Arbeit und sehen selbst, wie viel ihre Tätigkeit bewirkt. «Nun können sich die Menschen behandeln lassen. Letztes Jahr gab es viele Todesfälle, weil die Menschen den langen Weg ins Spital nicht schafften», erzählt Abraham, ein Malaria-Helfer, der im Dorf Maibong lebt und arbeitet. «All diese Toten zu sehen, war furchtbar. Deshalb wollte ich meinem Dorf helfen, damit weniger Menschen sterben müssen.»
MSF ist seit 1983 im Gebiet tätig, das die heutige Republik Südsudan bildet. Die Organisation betreibt 17 Projekte und beschäftigt dazu über 3‘200 südsudanesische und 350 internationale Mitarbeitende. 2014 haben die MSF-Teams insgesamt mehr als 930‘000 kostenlose Sprechstunden abgehalten. Fast 300‘000 dieser Sprechstunden waren für Kinder unter fünf Jahren.
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