Wenn man ständig muss und doch nicht richtig kann

Das leidige Thema Blasenentzündung

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Jede 2. Frau erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Blasen-entzündung. Harnwegsinfekte sind medizinisch gesehen meist eher unkompliziert. Die Betroffenen leiden aber enorm unter den lästigen Symptomen. Mit der richtigen Hygiene und Hautpflege im Alltag kann man viel verhindern. Im Akutfall sind längst nicht immer Antibiotika nötig.

Von Ursula Burgherr

Wenn’s unangenehm brennt beim Wasserlassen und der Unterbauch schmerzt, wenn das Hirn alle fünf Minuten Harndrang meldet und die Blase schlussendlich nur ein paar Tropfen Urin hergibt, kann das zur Verzweiflung und schlaflosen Nächten führen. Vor allem Frauen erkranken an Blasenentzündung. Viele von ihnen immer wieder. «Der Leidensdruck meiner Patientinnen ist enorm hoch», erzählt 
Dr. med. Olivia Ziviello Yuen, Gynäkologin FMH am Blasenzentrum Zürich. Da die weibliche Harnröhre mit nur 2,5 bis 3 Zentimeter viel kürzer ist als die männliche und enge Nachbarschaft zum After hat, können sich körpereigene Darmbakterien in Windeseile am falschen Ort einnisten. Und schon ist er wieder da, der unerwünschte Blaseninfekt.


Kolibakterien (Escherichia coli) aus dem Darm sind Hauptver-ursacher für Harnblasenentzündungen. Die richtige Hygiene und Hautpflege ist enorm wichtig, um dem Übel entgegenzuwirken. Aber Achtung: Häufiges Waschen mit Seife trocknet die Intimzone aus und macht sie anfällig für kleine Verletzungen. Gerade dort nisten sich Bakterien besonders gerne ein. Dr. Ziviello empfiehlt für den Alltag: «Nur die äus­seren Genitalien mit lauwarmem Wasser sowie pH-neutralen, rückfettenden Produkten reinigen. Nachher mit einem Badetuch abtupfen. Nicht schrubben! Die halbe Miete ist das abschliessende Einfetten des Damms mit Melkfett oder einer gleichwertigen Creme. Dadurch entsteht eine Art Schutzschild vor unerwünschten Bakterien.»
Eng anliegende Unterwäsche und String-Tangas sind zwar sehr beliebt, können aber Blasenentzündungen begünstigen. Dr. Ziviello: «Scheuert der Slip, reizt er die Haut. Es entsteht eine Art ‹Autobahn› in der Intimzone, auf der Bakterien besonders schnell ihren Weg vom Darm zur Blase finden.» Die Gynäkologin empfiehlt deshalb infektanfälligen Patientinnen, gut geschnittene Unterwäsche mit Baumwollzwickel zu tragen. Vaginalzäpfchen mit Laktobazillen aus der Apotheke tragen zudem zu einer gesunden Scheidenflora bei.

Wie sieht es mit dem 
Trinken aus?

Alle wissen es: Sehr viel Trinken ist das A und O für die Gesundheit. Vor allem für das Durchspülen der Blase, die bei einer erwachsenen Frau rund 300 bis 500 ml Fassungsvermögen hat. Wie viel ist denn nun aber wirklich genug?
Prof. Dr. med. Annette Kuhn, leitende Ärztin Zentrum für Urogy-näkologie am Inselspital Bern bringt es auf den Punkt: «Generell reichen 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einer 50 Kilogramm schweren Frau würde das minimal 1,5 Liter täglich ausmachen.»
Koffein, Teein und Alkohol sind dabei ungeeignet, weil sie die Harnblase noch zusätzlich reizen. Ist der Harn dunkel und übelriechend, muss die Trinkmenge erhöht werden. Ein gut verdünnter Urin, der klar und hellgelb ist, bietet zusammen mit der richtigen Intimpflege den besten Schutz vor Harnwegsinfekten.

Blasenentzündung 
ist nicht ansteckend

Der Geschlechtsverkehr ist bei vielen Frauen Auslöser für eine Blasenentzündung. Aber es ist nicht der Mann, der den Harnwegsinfekt mitbringt. Die Bewegung und Reibung bei der «schönsten Sache der Welt» fördert vielmehr die Verbreitung der körpereigenen Kolibakterien. Im Vorfeld viel trinken und danach sofort Wasserlassen hilft. In und nach den Wechseljahren ist der Hormonmangel im Scheidenbereich Verursacher Nr. 1 für die lästigen Unterleibsinfektionen.


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