Wenn’s mal wieder 
länger dauert…

Schuld an Verstopfung sind meist die Lebensgewohnheiten

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Verstopfung ist ein lästiges, aber meist harmloses Problem, das mit gesunder Ernährung, genügend Flüssigkeitszufuhr und ausreichend Bewegung meist gar nicht erst auftritt. In hartnäckigen Fällen helfen natürliche Mittel.

Von Ursula Burgherr

Was tun, wenn man auf dem Lokus sitzt, und das grosse Geschäft nicht gelingen will? Dr. Helge Scheibe, Leiter Gesundheitszentrum santémed in Oerlikon, desillusioniert alle Fans der ausgedehnten Zeitungslektüre fürs stille Örtchen. Sein Tipp für die Tagung auf dem Thron: «Hinsetzen, sein Häufchen machen und wieder aufstehen. Wer zu viel Zeit auf der Toilette verbringt und presst, riskiert, dass der Darm ausleiert und fördert die Hämorrhoiden-Bildung
Als Arzt behandelt er vor allem Menschen, deren chronische Obstipation durch ein mechanisches Hindernis wie einen Tumor, eine Nervenerkrankung oder den selten vorkommenden Morbus Hirschsprung verursacht wird. Auch die Einnahme gewisser Medikamente kann zu Verstopfung führen. Dabei handelt es sich allerdings um Ausnahmefälle, die je nach Krankheitsbild speziell behandelt werden müssen.
Wenn der Darm streikt, sind meistens die alltäglichen Lebensgewohnheiten schuld. Scheibe: «Ganz wichtig ist, dass man regelmässig genügend Ballaststoffe in Form von Gemüse, Früchten und Vollkornprodukten zu sich nimmt, mindestens zwei bis zweieinhalb Liter Flüssigkeit trinkt und für ein gewisses Mass an Bewegung sorgt. Wer diesbezüglich ein Handicap hat, kann mit Bauchmassagen nachhelfen.»

Abführmittel können 
zum Teufelskreis werden

Warum kommt es eigentlich zu einer Verstopfung? Die Magensäfte zersetzen und verflüssigen die Nahrung, die wir täglich zu uns nehmen. In der Darmpassage werden sie eingedickt, um dann halbfest den Körper zu verlassen. Dickt der Stuhl zu lange ein, wird er hart. Ist die Peristaltik (muskuläre Kontraktion) des Dünndarms zu träge, kann man pressen wie man will; es kommt nichts raus.
Wer zur Obstipation neigt, sollte von «Stopfern» wie Bananen, Käse, Eiern, Süsswaren und zu viel Fleischkonsum absehen. Weissmehlprodukte und Convenience Food verlangsamen den Verdauungsprozess und machen den Darm träge. Wenn man trotz ausgewogener Ernährung nicht kann, wie man möchte, sind natürliche Quell-Produkte wie Floh- und Leinsamen oder Kleie in kleinen täglichen Portionen empfhelenswert. Ihre Wirkung setzt allerdings nicht sofort ein. Für einen schnelleren Durchputz innerhalb von 8 bis 12 Stunden sorgen Abführtees mit Sennesblättern oder -früchten, die aber nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden sollten. Ein regelrechtes Feuerwerk im Magen-Darm-Bereich findet bei der Einnahme von Bitter- und Glaubersalzen statt, die ausschliesslich vor Fastenkuren oder Darmspiegelungen zur schnellen und totalen Darmentleerung bestimmt sind. Nicht nur beim Gebrauch dieser Salze, sondern auch bei anderen chemischen Substanzen ist höchste Vorsicht geboten! Apotheker Milos Tomic aus Baden: «Tabletten und Zäpfchen mit dem Wirkstoff Bisacodyl wirken sofort. Wir empfehlen sie kurzfristig, wenn man z.B. auf einer Reise im Ausland ist. Aber auf Dauer machen sie den Darm träge, und man benötigt immer mehr davon, um überhaupt noch auf die Toilette gehen zu können. Das kann zum Teufelskreis werden.»

Stress lähmt den Darm

 Einen weiteren Ansatz zur besseren Verdauung liefert Ayurveda-Köchin Béatrice Gaudenzi aus Zürich. «Dreimal am Tag essen und dazwischen dem Körper eine Pause gönnen, damit der Magendarmtrakt genügend Zeit hat, die aufgenommenen Nahrungsmittel zu verarbeiten.» Sie empfiehlt bei aufkommenden Hungergefühlen Zitronenwasser mit Honig oder Ingwerwasser zu trinken. Letzteres ist gemäss der ayurvedischen Gesundheitslehre auch eine gute Prophylaxe gegen Erkältungen. Bewährt habe sich auch die Massage der Fussinnensohlen und Aussenseiten der Oberschenkel, an denen sich viele Stimulationspunkte für die Verdauungsorgane befinden. Und vor allem: Nicht in Stress kommen, wenn sich der Kot nicht so absetzt, wie man gern möchte. Gaudenzi: «Je mehr man sich darauf fokussiert, desto weniger geht es.» Bei einem verkrampften Rektum gilt es in erster Linie: locker lassen, die alltäglichen Lebensgewohnheiten überdenken bzw. ändern und nicht in Panik geraten. Raus kommt alles was drin ist sowieso!    

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