Woher kommt die berühmte Frühlingsmüdigkeit?

Was uns nach dem Winter so schlapp macht

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Im Frühling erwacht die Natur aus ihrem Winterschlaf,
die Strahlen der Sonne wärmen uns endlich wieder mit
mehr Kraft. Viele Menschen aber fühlen sich so gar nicht
wie die fröhlich pfeifenden Vögel im Garten. Sie klagen
stattdessen gerade in dieser eigentlich doch so schönen
Zeit über Müdigkeit. Wie passt das zusammen?


«Die genaue Ursache ist nicht vollständig geklärt. Die Forschung nimmt aber an, dass das Phänomen auf ein Zusammentreffen von verschiedenen Faktoren zurückzuführen ist, dass auch physiologische und medizinische Faktoren eine Rolle spielen», erklärt Dr. Esther Werth, Somnologin (Schlafmedizinerin, Schlafforscherin) und Leiterin des Schlaflabors der Klinik für Neurologie des Universitätsspitals Zürich.
Was wir unter dem Begriff «Frühlingsmüdigkeit» bzw. «Frühjahrsmüdigkeit» zusammenfassen, kann von Person zu Person sehr verschieden ausgeprägt sein. Dazu gibt es geschlechts- und altersspezifische Unterschiede. Von Kindern hört man Klagen eher selten. Aber Frauen sind öfter betroffen als Männer, ältere Personen häufiger als Jüngere. Meist tritt Frühlingsmüdigkeit von Mitte März bis Mitte April auf. «In diesen Zeitraum fällt auch die Zeitumstellung, was zusätzlich die Tagesbefindlichkeit beeinträchtigen kann», so Dr. Werth.

Die wichtige Rolle 
der Hormone

Dass sich im Frühling das Verhältnis von Tag und Nacht relativ schnell verändert, ist in den Augen der Schlaf­expertin einer der möglichen Gründe für die sprichwörtliche Frühjahrsmüdigkeit: «Die Tage werden länger, die Phasen der Dunkelheit kürzer. Dies beeinflusst den Hormonhaushalt, vor allem bei Hormonen, die tageszeitlichen Schwankungen unterliegen.» Bei Melatonin, das uns im Gegensatz zu seinem Gegenspieler Serotonin schläfrig macht, zum Beispiel. Die Adaptation kann dann die verbreitete Befindlichkeitsstörung hervorrufen.

Keine Krankheit

Dr. Werth betont jedoch, man dürfe Frühjahrsmüdigkeit nicht als Krankheit verstehen. Perioden von verringerter Leistungsbereitschaft und Energielosigkeit gebe es auch zu anderen Jahreszeiten.
Im Frühling aber häuften sich diesbezügliche Klagen, darum fasse man die objektiv schwierig zu messenden Symptome – verringerte Leistungsbereitschaft, Energielosigkeit, Müdigkeit und Schlappheit – zusammen und gebe ihnen einen spezifischen Namen. «Dies steigert natürlich die Attraktivität des Themas», erklärt die Schlafexpertin vom Universitätsspital Zürich. «Auch die Medien greifen es Jahr für Jahr verlässlich auf. Dadurch wird mehr über derartige Müdigkeit gesprochen, sie ist in unseren Köpfen präsenter als sonst.»

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