Psoriasis: Das Ziel nicht aus den Augen verlieren

Die Therapiemöglichkeiten bei Psoriasis haben sich verbessert. Jetzt ist es an den Betroffenen, Ziele zu definieren und die therapeutischen Möglichkeiten auszuschöpfen, bis sich die Lebensqualität verbessert hat.

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Die Hautkrankheit Psoriasis ist bereits seit über 2000 Jahren bekannt. Doch erst in den letzten 20 Jahren hat man begonnen, die Krankheit besser zu verstehen. Die Hautkrankheit entsteht aus einem Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und Auslösefaktoren, die nicht vollständig bekannt sind. Im Verdacht stehen Infektionskrankheiten, Verletzungen der Haut, psychischer Stress, hormonelle Veränderungen, Rauchen, Alkohol und Übergewicht. Jedenfalls führt die Kombination aus Genen und Auslösefaktor zu einer Fehlfunktion des Immunsystems in der Haut. Dabei wird der Erneuerungsprozess der Haut gestört. In den betroffenen Arealen läuft er etwa zehnmal schneller ab als normal. Dadurch entstehen lauter unreife Haut- und Hornhautzellen. Sie häufen sich an und bilden diese silbrig-weissen Schuppen auf den rot entzündeten Arealen. Man nennt diese Areale auch Psoriasis-Plaques. Grundsätzlich kann die ganze Körperoberfläche betroffen sein, auch Finger- und Zehennägel sind nicht davor gefeit. Viele leiden zusätzlich an Juckreiz, der sehr störend sein kann.

Aufklärung fördert Akzeptanz

Zugegeben, eine Psoriasis sieht nicht schön aus. Doch Vorurteile sind fehl am Platz. Für Nicht-Betroffene sind die veränderten Hautstellen völlig ungefährlich: Sie sind weder ansteckend noch haben sie etwas mit mangelnder Hygiene zu tun. Trotzdem werden Psoriasis-Betroffene immer noch ausgegrenzt. Sie leiden sehr unter der Stigmatisierung und Diskriminierung durch die Gesellschaft und sind in ihrem beruflichen und sozialen Leben oft stark eingeschränkt. Dabei ist die Krankheit gar nicht so selten: Schätzungsweise 2–3 % der europäischen Bevölkerung leiden daran. Je mehr Menschen über Psoriasis Bescheid wissen, desto offener werden sie Betroffenen begegnen.

Begleiterkrankungen

Psoriasis zeigt sich auf der Haut, sie bleibt aber nicht an der Oberfläche. Die immunologischen und entzündlichen Vorgänge finden auch im Körperinnern statt. Jeder fünfte Patient entwickelt im Verlauf der Erkrankung eine sogenannte Psoriasis-Arthritis, eine schmerzhafte Entzündung der Gelenke. Weniger bekannt ist, dass Psoriasis-Betroffene aufgrund der systemischen Entzündung auch häufiger an Begleiterkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Diabetes leiden, mit allen bekannten Folgen. Deshalb müssen bei Psoriasis-Patienten auch auf diese Krankheiten hin regelmässig untersucht und diese konsequent behandelt werden.

Therapie der Psoriasis

Für Betroffene ist eine frühe Diagnose und geeignete Behandlung wichtig, da Psoriasis die Lebensqualität der Betroffenen beträchtlich einschränken kann. Heilbar ist die Krankheit bis heute nicht, doch es stehen viele verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, um die Symptome zu reduzieren. Die Behandlung der Psoriasis steht auf zwei Säulen: einer sorgfältigen Hautpflege und der eigentlichen Therapie. Als Therapien stehen abhängig von der Form und dem Schweregrad der Psoriasis äusserliche (topische) anzuwendende Präparate, Lichttherapie und innerliche (systemische) Therapien zur Verfügung. Bei diesen äusserlich anzuwendenden Therapien spielen Glukokortikoide (Kortison) nach wie vor eine zentrale Rolle, weil sie gut entzündungshemmend wirken. Weitere topische Mittel sind beispielsweise sogenannte Vitamin-D-Abkömmlinge zur Regulierung der Hornhautzellen. Es gibt auch Präparate, die Kortison und Vitamin-D-Derivate kombinieren oder es werden verschiedene Produkte aufeinander abgestimmt eingesetzt.

Bei einer mittleren bis schweren Form der Psoriasis oder bei einer Beteiligung der Gelenke kommen systemische Therapien zum Einsatz. Diese werden in Form von Tabletten eingenommen, gespritzt oder als Infusion verabreicht. Bei den systemischen Therapien wird zwischen den klassischen systemischen Therapien und den sogenannten Biologika unterschieden. Biologika greifen gezielt in die Fehlsteuerung des Immunsystems und damit in Entzündungsvorgänge im Körper ein, die Psoriasis auslösen. Biologika werden von den Hautärzten erst verschrieben, wenn eine Lichttherapie oder eine herkömmliche systemische Therapie nicht gewirkt hat oder wegen Kontraindikationen nicht angewendet werden konnte.

Wählerisch sein

Die Behandlung mit einer topische Therapie kostet Zeit und Mühe. Deshalb ist es wichtig, dass diejenigen, die ein Präparat anwenden, mit der Art und Weise, wie es sich auftragen lässt und welches Gefühl es auf der Haut hinterlässt, zufrieden sind. In der Regel stehen verschiedene Formulierungen zur Verfügung: Creme, Gel, Lotion, Salbe, Schaum, usw.. Auch bei der Lichttherapie oder den systemischen Therapien stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, um die Behandlung den individuellen Zielen und Bedürfnissen der Patienten anzupassen und den Krankheitsverlauf zu mildern.

Therapieziel definieren

Damit ein Ergebnis erreicht oder verbessert werden kann, muss zunächst einmal ein Ziel definiert werden. Und bei der Gestaltung desselben haben Psoriasis-Patienten ein Mitspracherecht. Noch vor dem Arzttermin sollten Betroffene deshalb über ihre Therapieziele nachdenken und sie sich notieren. Dank dieser Vorarbeit kann die Zeit während der Konsultation beim Arzt optimal genutzt und die individuell beste Therapie gefunden werden. Im Laufe der Zeit muss die Therapie vielleicht mehrmals geändert werden, um das Ziel zu erreichen. Es kommen auch immer wieder neue Therapien dazu.
Nicht aufgeben
Beispiele für Ziele und Fragen wie weiter unten und weitere Informationen sind auch in der Psori-Checkliste der Schweizerischen Psoriasis und Vitiligo-Gesellschaft SPVG enthalten, die sich in der ganzen Schweiz für Psoriasis- und Vitiligo-Patienten einsetzt (siehe unten).

Eine der wichtigsten Botschaften lautet: Betroffene sollten nicht aufgeben, sondern mit dem Arzt zusammen solange an der Therapie feilen, bis sich ein besseres Lebensgefühl eingestellt hat. Das gilt sowohl für neu diagnostizierte, als auch für langjährige Psoriasis-Patienten.

Mögliche individuelle Therapieziele sind:
• Ich möchte keinen Juckreiz mehr haben.
• Ich möchte gerne im Sommer wieder kurze Hosen und T-Shirts tragen.
• Ich möchte gerne schöne Nägel haben.
• Ich möchte ohne Gelenkschmerzen kochen oder Wandern gehen können.
• usw.

Während der Konsulta­tion können dem Arzt zum Beispiel folgende Fragen gestellt werden:
• Was kann ich von einer Behandlung erwarten?
• Woran merke ich, dass die Behandlung wirkt?
• Wie lange dauert es, bis meine Beschwerden besser werden?
• Welche Risiken und Nebenwirkungen bestehen?
• Welche Alternativen oder unterstützende Massnahmen kommen in Frage?

Schweizerische Psoriasis- und Vitiligo-Gesellschaft
Die Schweizerische Psoriasis- und Vitiligo-Gesellschaft (SPVG) ist eine gemeinnützige Patientenorganisation, die sich in der ganzen Schweiz für Menschen mit
Psoriasis und Vitiligo auf vielfältige Weise einsetzt – für eine bessere Lebensqualität.
Weitere Informationen und Links auf www.spvg.ch

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