Viele Menschen essen gerne Fleisch, möchten aber Tieren kein Leid zufügen.
Die Unvereinbarkeit dieser beiden Haltungen bezeichnen Psychologen als «kognitive Dissonanz». Das Fleisch von seiner tierischen Herkunft abzugrenzen, ist für Menschen eine gut funktionierende Strategie, um diese paradoxe Situation zu meistern. Wissenschaftler erforschten diesen Mechanismus nun in mehreren Untersuchungen. Dabei zeigten sich folgende Erkenntnisse:
- Verarbeitetes Fleisch machte die Teilnehmer weniger empathischgegenüber dem geschlachteten Tier als unverarbeitetes Fleisch.
- Ein enthaupteter Schweinebraten rief weniger Mitgefühl und Abscheuhervor als einer mit Kopf. Dies führte u. a. wiederum dazu, dass die Studienteilnehmer den Braten bereitwilliger assen.
- Wenn ein lebendes Tier in einer Fleischwerbung vorkam, stieg die Empathie – die Bereitschaft zum Verzehr von Fleisch sank hingegen.
- Wenn die industrielle Fleischproduktion als «Ernten» statt als «Töten» oder «Schlachten» bezeichnet wurde, reduzierte dies das Mitgefühl indirekt.
- Der Ersatz der Begriffe «Rindfleisch» und «Schweinefleisch» durch «Kuh» und «Schwein» auf einer Speisekarte erhöhten die Empathie und die Abscheu.
Diese Experimente machen deutlich, dass unsere Haltung zum Konsum von Fleisch auch davon abhängt, wie dieses zubereitet, präsentiert und bezeichnet wird.