Frauen schützen sich vor Brustkrebs

The DEAR Foundation (TDF), die grösste private Schweizer Stiftung für Entwicklungshilfe, lanciert mit der weltweiten „DearMamma“-Kampagne eine beispielslose Offensive gegen Brustkrebs. Frauen, die weder lesen noch schreiben können, soll ein Mittel in die Hand gegeben werden, welches sie im Kampf gegen diese Krankheit unterstützt. Die Stiftung will damit in 10 Jahren weltweit 1 Mia. Frauen erreichen.

iStock / asiseeit

Im Oktober 2018 startete die gross angelegte Informationskampagne „DearMamma“ der Schweizer Stiftung „The DEAR Foundation“ (TDF), welche Frauen auf der ganzen Welt sensibilisieren soll, sich selbst des Themas Brustkrebs anzunehmen. Die Kampagne besteht aus einem Dokumentarfilm und der weltweit einzigartigen  Mobile App „DearMamma“. Diese wird heute in sechs Sprachen auf Android- und iOS-Geräten kostenlos angeboten und fokussiert darauf, Frauen für die eigene Früherkennung von Brustkrebs zu sensibilisieren. Sie erklärt mit Bildern, Videos und in gesprochenen Worten, wie sie sich selbst regelmässig untersuchen können. Die Schweizer Stiftung, die weltweit rund 500 Projekte betreut, hat die „DearMamma“-Kampagne in den ersten Zielstaaten (Äthiopien, Israel-Palästina und Burkina Faso) erfolgreich lanciert. Im Frühjahr 2019 erreichte die Stiftung bereits über 10‘000 Frauen und baut ihr kostenloses Gesundheitsangebot weiter aus. Sonja Dinner, Gründerin und Präsidentin der „The DEAR Foundation“, ist sicher: „Wir stehen mit unserer Kampagne erst am Anfang, aber unsere ersten Erfolge zeigen schon jetzt, dass wir Millionen von Frauen im Nahen Osten und Afrika erreichen können.“

Äthiopien: 40‘000 Frauen tragen das äthiopische Gesundheitswesen

Es sind bange Stunden, die die junge Frau im Flur des Hospitals in Adama verbringt. Bei ihr wurde Brustkrebs im dritten Stadium festgestellt; eine Diagnose, die in der Schweiz eine Chemotherapie nach sich ziehen würde. In Äthiopien bedeutet dies aufgrund fehlender chirurgischer Einrichtungen in den meisten Fällen eine Masektomie, eine vollständige Entfernung der Brust. Oft entdecken Frauen in Äthiopien die Krankheit erst im Endstadium, da das Bewusstsein für regelmässige Untersuchungen noch nicht besteht. Nur wenige Krankenhäuser sind bisher auf die verschiedenen Formen von  Krebs spezialisiert, was dazu führt, dass eine Früherkennung der Krankheit meist verpasst wird. Nur in den wenigsten Fällen werden Patientinnen zuverlässig registriert, weshalb Angaben zu Alter und Region der Betroffenen grossflächig fehlen. Auch die Frau im Krankenhausflur in Adama wird anonym bleiben.

Mit ihrer „DearMamma“-Kampagne will die Schweizer Stiftung „The DEAR Foundation“ (TDF) diesen Zustand ändern. In Zusammenarbeit mit dem äthiopischen Gesundheitsministerium und der „Mathiwos Wondu Cancer Society“ (MWCS) setzt die Kampagne dort an, wo die äthiopischen Frauen andere Frauen in Gesundheitsfragen beraten: bei den sogenannten Health Extension Workers. Das sind über 40‘000 Frauen, die für die gesundheitliche Grundversorgung in den entlegensten Regionen des Landes verantwortlich sind.

„Diese Eigenheit des äthiopischen Gesundheitssystems ist für unsere Arbeit vor Ort von fundamentaler Bedeutung“, sagt Sevim Araz, Direktorin der TDF. Auch wenn es im Land an medizinischen Einrichtungen und Mitteln fehlt, sind die bestehenden Strukturen äusserst gut organisiert. Die Health Extension Workers erfahren eine einjährige medizinische Ausbildung und unterhalten landesweit rund 16‘000 Standorte, die an über 3‘700 medizinische Zentren angebunden sind. Wird eines dieser Zentren mit einem schwierig zu behandelnden Fall konfrontiert, wird dieser an ein weiter entferntes Krankenhaus verwiesen. „Für ein Land mit über 105 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Zahl der Krankenhäuser mit 400 natürlich deutlich zu klein“, bemerkt Araz und sagt: „Aus diesem Grund müssen die Strukturen gestärkt werden, die im täglichen Austausch mit der Bevölkerung stehen. Deshalb sensibilisieren wir die Frauen, die das ganze Gesundheitssystem tragen“.

Mit 5.5% des nationalen Budgets werden in Äthiopien nur wenig finanzielle Mittel für das Gesundheitswesen aufgewendet. Der Fokus liegt auf übertragbaren Krankheiten wie HIV und Malaria. Andere Krankheiten, wie Brustkrebs, gehörten bis vor kurzem nicht dazu. Die äthiopische Regierung hat aber in den vergangenen Jahren diesen Missstand erkannt und den „Ethiopian National Cancer Control Plan“ veröffentlicht, an welchem sich TDF und MWCS im Zuge ihrer „DearMamma“-Kampagne orientieren. Entsprechend erfährt die Kampagne auch Unterstützung des Gesundheitsministeriumsund und feiert Erfolge bei der Aufklärung über die Krankheit. „Im Zusammenspiel mit MWCS und dem äthiopischen Gesundheitsministeriums ist es uns gelungen, den Zugang zu den Frauen zu finden und sie zu sensibilisieren, sich selbst regelmässig zu untersuchen und wiederum andere Frauen aufzuklären“, betont Sevim Araz.

Die „DearMamma“-Kampagne wird in einem ersten Schritt in drei Regionen Äthiopiens vorangetrieben in Oromia und Amhara, wo mit 75 Millionen Menschen 70% der äthiopischen Bevölkerung lebt. Das Ziel der Partner ist klar: Bewusstsein für Brustkrebs schaffen, die Eigenverantwortung der Frauen stärken und mithilfe breit etablierter Früherkennung das Leben von Millionen von Frauen und ihrer Familien schützen.           

Burkina Faso: Frauen helfen anderen Frauen

In Ougadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, zeigt sich ein ähnliches Bild. Im Zusammenspiel mit regionalen Akteuren, wie der „Ligue Burkinabè Contre le Cancer du Sein“ (LIBUCAS), der „Association Manegrnooma pour la Protection de l’orphelin“ (AMPO) und der „ONG EUREKA Afrique“ lanciert „The DEAR Foundation“ ihre „DearMamma“-Kampagne unter der externen Leitung von Dr. Nayi Zongo. In den ersten 48 Stunden nach Lancierung der App erreichten sie über 400 Frauen, die sich mit Hilfe des Dokumentarfilms „DearMamma“ über Brustkrebs informierten und anschliessend kostenlos untersuchen lassen konnten. Im Zentrum stand dabei immer die Selbstuntersuchung, welche Frauen befähigt, Anzeichen auf eine Brustkrebserkankung früh genug zu erkennen

Die Pfadfinder-Vereinigung von Burkina Faso unterstützte aktiv beim Installieren und Verwenden der „DearMamma“-App, mit der Frauen, die weder lesen noch schreiben können, ein wirkungsvolles Tool zur präventiven Selbstkontrolle erhalten. Dass die „DearMamma“-Kampagne wirkt, davon ist Dr. Zongo fest überzeugt. Denn mit der Aufklärung der Teilnehmerinnen, werden gleichzeitig auch Botschafterinnen rekrutiert, die ihrerseits wieder andere Frauen über die tückische Krankheit Brustkrebs informieren. Und mit der „DearMamma“-App verfügen sie über ein kostenloses Instrument, das für eine rasche Verbreitung und effiziente Prävention konzipiert ist.

„Ohne die Unterstützung der lokalen Institutionen wäre unsere Arbeit hier nicht möglich“, ist Dr. Zongo sicher und zeigt sich optimistisch: „Wir sind im Gespräch mit unserem Gesundheitsminister und hoffen auf zusätzliche Unterstützung durch die Regierung. Mit unserer Arbeit sind wir erst am Anfang, aber der Erfolg des Kampagnenstarts spricht für sich.“

Israel/Palästina: Palästinensischen Beduinenfamilien machen mit

Für die Arbeit im Pilotprojekt in Palästina wird bewusst eine andere Strategie gewählt als in den oben genannten Projekten. „Oftmals erreichen wir eine grosse Anzahl Frauen in eigens für die Kampagne errichteten Zentren. In weiten Gebieten Palästinas ist dies jedoch nicht möglich“, sagt Sonja Dinner, Präsidentin der Stiftung. „Die Frauen der Beduinenstämme erreichen wir meist nur einzeln oder in kleineren Gruppen.“ Zu diesem Zweck schult die TDF, zusammen mit diversen NGOs, Frauen und Pflegefachfrauen auf dem Gebiet der Brustkrebsfrüherkennung. Sie nutzen die „DearMamma“-App und wenden sie in ihren Gesprächen mit den Beduinenfrauen als wirksames Mittel für die Untersuchungen an. Zusätzlich registrieren sie erstmals sämtliche untersuchten Frauen und halten die medizinischen Befunde fest. Bislang konnten so in den letzten drei Monaten über 600 Frauen über Brustkrebs aufgeklärt werden. „Das palästinensische Gesundheitsministerium bietet Frauen über 40 Jahren aktuell kostenlose Mammographien an. Rund die Hälfte der Frauen, die wir bereits erreicht haben, konnten wir so zu genaueren Untersuchungen an Ärzte verweisen“, sagt Dinner und unterstreicht: „Ohne die Mithilfe der Beduinenfamilien wäre unsere Arbeit hier unmöglich. Schritt für Schritt beginnen die Frauen und ihre Familien ihre gesundheitliche Eigenverantwortung wahrzunehmen und sich mit der heimtückischen Krankheit Brustkrebs auseinander zu setzen. Wir sind noch nicht am Ziel, aber auf gutem Kurs und bereits bedeutende Schritte weiter.“      

Mehr unter:     Opens external link in new windowwww.dearfoundation.ch / Opens external link in new windowwww.dearmamma.org

The DEAR Foundation

Die The DEAR Foundation (TDF) ist eine der grössten Schweizer Stiftungen für Entwicklungshilfe mit Sitz in Affoltern am Albis / ZH. Hauptziel ist die Unterstützung von Kindern und Frauen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Selbstbestimmung, Unterstützung und Förderung von behinderten Menschen sowie der religiöse und kulturelle Dialog. TDF hat zusammen mit lokalen Partnern und NGOs seit der Gründung der Stiftung 2006 weit über 500 Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika, Russland sowie in Israel-Palästina um-gesetzt. Rund 200 Projektmitarbeitende vor Ort und zehn Mitarbeitende an den TDF-Stand-orten Zürich, Jerusalem und Monrovia erarbeiten, koordinieren und kontrollieren die Projekte. Die Stiftung ist finanziell unabhängig, nimmt aber gerne Legate und Spenden entgegen, um den Wirkungskreis weiter auszubauen. 100% allfälliger Zuwendungen fliessen in die Projekte, da die Stiftung die Verwaltungskosten in jedem Fall selbst trägt. Mehr unter Opens external link in new windowwww.thedearfoundation.ch

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