Migraine Action: Kopfschmerzen besser erkennen, besser betreuen

Die Zahlen sind erschreckend: Fast jeder zweite Migränepatient gibt an, vom Arzt nicht verstanden zu werden, und ein Drittel glaubt, dass man überhaupt nicht helfen kann. Der gemeinnützige Verein MIGRAINE ACTION will das Bewusstsein und Verständnis von Kopfweh und Migräne fördern, mit Mythen aufräumen, auf neue therapeutische und präventive Möglichkeiten hinweisen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.

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Für die meisten Leute bedeuten Kopfschmerzen nicht mehr als ein hin und wieder auftretendes Ärgernis, das einen etwa im Rahmen einer Erkältung oder bestenfalls nach einer feuchtfröhlichen Nacht zwar ein wenig Kummer bereitet, das aber nach Einnahme einer Tablette und/oder ordentlicher Auffüllung der Wasserspeicher im Körper relativ rasch wieder verschwindet.

Doch für viele Schweizerinnen und Schweizer sind Kopfschmerzen ein regelmässiger, schmerzhafter Begleiter, der ihnen das Leben schwer macht. Dabei ist Kopfschmerz nicht gleich Kopfschmerz: Insgesamt zählt die Fachwelt mehr als 250 verschiedene Arten von Kopfschmerzen, dazu zählen etwa der Hustenkopfschmerz, der schlafgebundene Kopfschmerz oder der Sexualkopfschmerz. Neben diesen «primären» Kopfschmerzen, bei denen der Kopfschmerz selbst als primäre Ursache der Beschwerden gilt, gibt es ausserdem noch «sekundäre» Kopfschmerzen, die aufgrund einer anderen Erkrankung auftreten: nach Verletzungen von Kopf oder Wirbelsäule beispielsweise oder im Rahmen von Erkrankungen im Kopfbereich (Augen, Ohren, Nase, Zähne). Kopfschmerzen müssen daher immer umfassend abgeklärt werden, können doch sekundäre Kopfschmerzen – in der Minderheit der Fälle – auch auf gefährliche Erkrankungen hinweisen.

Eine Million Patienten betroffen

Die bekannteste Form einer dauerhaften Kopfschmerz-Erkrankung ist wohl die Migräne, von der in der Schweiz laut Migraine Action circa eine Million Menschen betroffen sind. Die Betroffenen leiden regelmässig an den anfallsartigen, pulsierenden, meist halbseitigen Schmerzen, die zusätzlich von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und einer Empfindlichkeit gegen Licht oder Geräusche begleitet werden. Zu den «Vorboten» eines Anfalls zählen Nervosität oder Euphorie, aber auch Symptome wie Appetitlosigkeit, Heisshunger oder Kälteempfindungen. Bei jedem fünften Migränepatienten kommt es auch zu einer «Auraphase», in der Sehprobleme oder sogenannte sensible Störungen an Armen oder Beinen (wie etwa Kribbeln oder Taubheit) auftreten können.

Da Migräneschmerzen bei körperlicher Betätigung noch heftiger werden, bleibt Patienten nichts anderes übrig, als ihre Medikamente einzunehmen und sich in einen möglichst ruhigen und dunklen Raum zurückzuziehen – so lange, bis die Schmerzen wieder abebben. Das kann zwischen wenigen Stunden und einigen Tagen lang dauern, und auch die Tage danach fühlen sich Migränebetroffene verständlicherweise abgeschlagen und müde. Bei manchen Patienten treten diese Anfälle bis zu achtmal pro Monat auf. Damit wird auch verständlich, warum Migräne die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien so stark einschränken kann; viele ziehen sich sozial zurück und/oder bekommen Probleme am Arbeitsplatz. Die Migräne hat daher auch eine nicht zu unterschätzende volkswirtschaftliche Bedeutung: Laut Dr. Colette Andrée, Geschäftsführerin der Migraine Action, werden die jährlichen Kosten in der Schweiz auf circa 500 Millionen Franken geschätzt, die für die ärztliche Behandlung, die Kosten der Medikamente, vor allem aber für die vollständigen oder teilweisen Arbeitsunfähigkeit aufgewendet werden müssen.

Optimale Betreuung ist noch viel zu selten

Ein grosses Problem bei Migräne und auch bei vielen anderen Kopfschmerzarten ist, dass viele Betroffene entweder nicht genau wissen, an welchen Kopfschmerzen sie genau leiden, an welche Ärzte sie sich wenden können oder was man dagegen unternehmen kann. Häufig sind auch leider immer noch Vorurteile zu beobachten, etwa dass sich Betroffene die Migräneattacken nur «einbildet» – obwohl mittlerweile wissenschaftlich eindeutig erwiesen ist, dass Migräne durch biologische Mechanismen im Gehirn hervorgerufen wird. Auch die verschiedenen Gesundheitsberufe arbeiten noch nicht optimal zusammen. Trotz dieser guten Fortschritte bei der Medikation in den letzten zehn Jahren hat die Betreuung von Kopfschmerzpatienten noch jede Menge Luft nach oben. Und das nicht nur in der Schweiz: Laut einem aktuellen europäischen Bericht leiden fast 38 Prozent regelmässig und an mehr als fünf Tagen pro Monat an Migräne, dennoch finden zu wenige den Weg zu einem praktischen Arzt, und viele Patienten erhalten nicht die migränespezifische Medikation, die sie benötigen würden.

Um die Situation für Kopfschmerzbetroffene und das Management von Kopfschmerzen zu verbessern, wurde der Verein «MIGRAINE ACTION–für mehr Lebensqualität» ins Leben gerufen Bei Migraine Action steht der Patient im Zentrum.  Die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit soll gefördert und vernetzt werden: Ihre erste nationale Initiative, eine Studie zur Situation von  Migräne und Kopfschmerzen in der Schweiz wird in Zusammenarbeit mit den Universitäten Zürich und Basel sowie der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft durchgeführt und ist von dem Schweizer Apothekerverband  PharmaSuisse anerkannt :

« MIGRAINE ACTION bietet neue Perspektiven gegen Kopfschmerzen»

Unter www.kopfschmerzhilfe.ch oder www.migraineaction.ch finden sowohl Kopfwehgeplagte als auch Fachpersonen und Interessierte Informationen über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Massnahmen zu Verhütung von Kopfschmerzen. MIGRAINE ACTION setzt sich als gemeinnütziger Verein für einen besseren Umgang mit Kopfschmerzen ein (egal welcher Art) und für eine bessere Lebensqualität; im Zentrum steht dabei immer der Patient. MIGRAINE ACTION ist keine Patientenorganisation im üblichen Sinn, sondern eine neutrale Anlaufstelle rund um Kopfschmerzen, für direkt und indirekt Betroffene, Betreuer und Arbeitgeber. Das Programm der MIGRAINE ACTION ist vielfältig und ehrgeizig aufgesetzt: Dazu zählen unter anderem die Verbesserung des Bewusstseins und des Verständnisses für Migräne und andere Kopfschmerzen, die Verbesserung der medizinischen interdisziplinären Versorgung, des Selbstmanagements und des beruflichen Gesundheitsmanagements. Schwerpunkte sind die Weiter- und Ausbildung aller am Gesundheitsprozess Beteiligten und die Stärkung der patientenorientierten Forschung. Die Webseite www.migraineaction.ch gibt ausserdem Tipps und Tricks für den Alltag und verweist auf aktuelle Themen. Betroffene und Betreuer können Mitglied werden und mit helfen die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Das «Kopfweh-Telefon» bietet professionelle kostenlose Beratung jeden Dienstag bis Donnerstag unter 061 423 10 80 von 9 bis 12 Uhr. Schriftliche Anfragen oder Kopfschmerzberichte, auch persönliche Geschichten, können rund um die Uhr an den Kopfwehbriefkasten unter info@migraineaction.ch geschickt werden. Es gibt sogar eine «Kids Hotline»: Diese ist jeden Dienstag und Donnerstag von 12 bis 13 Uhr erreichbar. An der nationalen Umfrage kann man bereits direkt mitmachen indem man unter Opens external link in new windowwww.migraineaction.ch auf ‘Gemeinsam aktiv gegen Kopfschmerzen’ klickt. Das Teilnehmen an der Umfrage hilft, Kopfschmerzerkrankungen in der Schweiz sowie die Bedürfnisse der Patienten besser einzuschätzen und neue Empfehlungen für die optimale Behandlung der Kopfschmerzen zu erstellen. Jeder Betroffene (über 18 Jahre) sowie deren Angehörige sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen!

Dr. med. Lydia Unger-Hunt

 

 

 

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