Pflanzliche Mittel bei Erkältung und Grippe

Im Winter haben hinterlistige Erkältungs- und Grippeviren leichtes Spiel. Zum Glück sind dagegen vielerlei Heilpflanzen rund um den Globus gewachsen. Schon der heilkundige Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) wusste: „Die Natur ist die beste Apotheke.“

Wenn der Hals kratzt und zwackt, ist dies häufig der Beginn einer Erkältung. Heisse Milch mit Honig beruhigt die gereizten Schleimhäute. Oder Sie können mehrere zerkleinerte Salbeiblätter mit heissem Wasser übergiessen. Nach zehn Minuten wird mit diesem Aufguss fleissig gegurgelt. Salbei (Salvia officinalis) wirkt desinfizierend und vertreibt die Krankheitserreger. Zum Glück brachten Mönche diese Arzneipflanze schon vor langer Zeit über die Alpen. So hiess es bereits im Mittelalter: „Warum sollte jemand sterben, der Salbei in seinem Garten hat?“ Früher als es noch keine Zahnbürsten gab, putzten sich die Menschen mit den rauen, filzig behaarten Salbeiblättern sogar die Zähne.

Nicht nur ein Küchengewürz

Ein weiterer Klassiker unter den Erkältungspflanzen ist der Thymian (Thymus vulgaris), der ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt. Die altgriechische Bezeichnung „thymos“ steht für Kraft, Stärke und Mut. So setzten sich die alten Griechen Thymiankränze auf den Kopf, wenn sie in den Kampf zogen. Das würzige Kraut wird gerne als Hustentee getrunken. Dazu zwei Teelöffel voll in eine grosse Tasse geben und mit heissem Wasser übergiessen. Nach zehn Minuten abseihen. Bei Bedarf bis zu drei Tassen täglich trinken.

Edles Pflanzendestillat

Die geballte Pflanzenkraft steckt vor allem im ätherischen Thymianöl. Es löst festsitzenden Schleim und stoppt krankmachende Bakterien und Viren – es wird auch als Antibiotikum der armen Leute bezeichnet. Auf psychisch-geistiger Ebene stärkt es erschöpfte, lang erkrankte Menschen. Doch Achtung: Für kleine Kinder und zarte Personen lieber nur das milde Zitronenthymianöl (Thymianöl c.t. Linalool) verwenden. Für ein Brustöl können Sie je 5 Tropfen Zitronenthymianöl und Fichtennadelöl in 50 ml Mandelöl geben. Mit dieser Mischung mehrmals täglich sanft die Brust und den Rücken einreiben. Da ätherische Öle fettlöslich sind, werden sie gut über die Haut aufgenommen. Das Öl kann aber zum Beispiel auch auf Nastücher neben dem Kopfkissen oder auf Halstücher aufgetragen und so rund um die Uhr eingeatmet werden.

Gesunde Frische

Ein anderes starkes Erkältungsöl ist das ätherische Öl aus der Pfefferminze. Minzen gibt es schon seit frühester Zeit, doch erst 1696 entdeckte der Naturforscher John Ray (1627-1705) in einem englischen Garten die besonders heilkräftige Pfefferminze (Mentha × piperita) – sie ist wahrscheinlich eine zufällige Kreuzung aus Bachminze (Mentha aquatica) und Waldminze (Mentha spicata). Ihr klares, frisches Öl regt Kälterezeptoren in den Schleimhäuten der Atemwege an. Die Folge: Der Luftstrom wird intensiver wahrgenommen, und das Gefühl einer „freien Nase“ entsteht. Zudem werden vom Husten strapazierte Bronchien entkrampft. Für unterwegs können Sie auf ein paar Papiertaschentücher jeweils einen Tropfen Pfefferminzöl träufeln. Jedes Mal wenn Sie die Nase putzen, atmen Sie den befreienden Duft ein. Für eine Inhalation von Innen können Sie auch einen Tropfen vom reinen ätherischen Pfefferminzöl (auf gute Qualität achten!) auf einen Würfelzucker geben und im Mund zergehen lassen.

Heilsame Wurzelkraft

Der Meerrettich (Amoracia rustica) steckt ebenfalls voller Immunpower. Diese scharfwürzige Pflanze wird noch heute in Israel beim jüdischen Pessachfest als bitteres Kraut gereicht. Bereits beim Kleinreiben der Wurzel werden Dämpfe frei, die eine verstopfte Nase wieder durchatmen lassen. Wer diesen Geruch nicht mag, kann auch eine Taucherbrille aufsetzen – ein Lacherfolg bei den Mitmenschen ist garantiert. Mischen Sie den geriebenen Meerrettich dann mit der gleichen Menge Honig in einem leeren Marmeladenglas. Bei verschleimten Nasennebenhöhlen wird dreimal täglich ein Teelöffel empfohlen. Ein Plus ist zudem der hohe Vitamin C Gehalt, der unsere Abwehrzellen ankurbelt.

Wissen vom Medizinmann

Umlacka…Wie hiess das nochmal? Das Arzneimittel mit dem unaussprechlichen Namen bei akuten Entzündung der Bronchien ist gemeint: Umckaloabo. Es handelt sich um einen Extrakt aus den Wurzeln der Kapland-Geranie (Pelargonium sidoides) – eine Heilpflanze, die in Südafrika heimisch ist. Ein bisschen erinnern ihre rötlichen Blüten und die herzförmigen Blätter an unsere Geranien auf dem Fensterbrett. Tatsächlich liegt eine familiäre Verwandtschaft vor, doch unsere Balkongeranien enthalten bei weitem nicht so viele immunstärkende Inhaltsstoffe. Die Zulus kennen die Heilkraft der Kapland-Geranie schon lange. Ein afrikanischer Medizinmann kurierte so den lungenkranken Engländer Charles Henry Stevens im Jahr 1897, als er von seinem Arzt in das klimatisch günstige Südafrika geschickt wurde. Der Engländer begann daraufhin, die Heilpflanze in Europa bekannt zu machen. Zunächst mit wenig Erfolg – er wurde mitunter sogar als Quacksalber belächelt. Erst als der Schweizer Arzt Adrien Sechehaye gute Erfolge bei seinen tuberkulosekranken Patienten erzielte, begann der Siegeszug in Europa.

Einheimische Hustenmedizin

Auch mitten in Europa wächst eine kraftvolle Erkältungspflanze. Trotzig widersteht der Efeu (Hedera helix) dem kalten Wintertod – ewiges Leben wird ihm auch nachgesagt. Stark ist dieses immergrüne Gewächs besonders bei Husten. Es wird erzählt, dass wir diese Entdeckung einem Arzt aus Südfrankreich verdanken. Er beobachtete, dass Bauernkinder in seiner Region weniger häufig an Husten erkrankten. Seine Schlussfolgerung: Die Kinder tranken ihre Milch aus Efeuholzschüsseln, die womöglich hustenabwehrende Stoffe abgaben. Neue wissenschaftliche Studien haben tatsächlich gezeigt, dass Efeuextrakte festsitzenden Schleim lösen und geplagte Bronchien entkrampfen.

Purpurfarbene Hilfe

Noch besser ist es, überhaupt nicht krank zu werden. Hier kann der rote Sonnenhut (Echinacea purpurea) helfen. In kräftigen Purpurfarben leuchten seine Blüten am Ende des Sommers – die Blütenmitte erinnert dabei an einen kleinen, stacheligen Igel. In seiner Heimat in Nordamerika zerstampften furchtlose Indianer die Sonnenhutpflanze zu Brei, um damit Kampfwunden zu heilen. Und unerschrockene Siedler pflegten damit wundgerittene Pferderücken. Heutzutage haben klinische Studien gezeigt, dass der rote Sonnenhut unser Immunsystem stärkt – sowohl vorbeugend als auch im Krankheitsfall. Bereits Kinder ab 4 Jahren können die apothekenüblichen Tropfen einnehmen.

Gut gewickelt

Nicht zu vergessen ist die Zwiebel (Allium cepa). Schon bei den alten Ägyptern war sie ein wichtiges Nahrungs- und Heilmittel. Die Arbeiter an den Pyramiden erhielten täglich grosse Rationen, um gesund und stark für die anstrengende Arbeit zu bleiben. Wir schätzen vor allem den Zwiebelwickel bei Ohrenschmerzen. Eines vorweg: es gibt unzählige Varianten, und jeder schwört auf sein eigenes Geheimrezept. Ein Beispiel: Die braune Schale entfernen und die Zwiebel klein würfeln. Bei einer Pfanne mit kochendem Wasser den Deckel falsch herum drehen und darauf die Zwiebelwürfel erwärmen. Dann werden sie in ein grosses Stofftaschentuch eingeschlagen. Am einfachsten wird der Wickel mit einem Stirnband am schmerzenden Ohr fixiert – für mindestens 30 Minuten bis zu mehreren Stunden. In Verbindung mit den ätherischen Ölen der Zwiebel lindert die feuchte Wärme die Beschwerden.

Der Heilschatz der Natur ist unermesslich – er reicht von der einfachen Küchenzwiebel bis zur exotischen Heilpflanze aus fernen Ländern. Für Sie ist bestimmt auch das richtige Kraut gewachsen, um gesund durch den Winter zu kommen.

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