Psoriasis - Für ein besseres Lebensgefühl kämpfen

Für Betroffene kann Psoriasis sehr belastend sein. Doch Entmutigung und Resignation sind fehl am Platz. Dank immer neuen Therapien kann die eigene Situation meist weiter verbessert werden. Deshalb ist es wichtig, gut auf das Arztgespräch vorbereitet zu sein.

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Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung. Schätzungsweise 2-3% der europäischen Bevölkerung sind davon betroffen. Es gibt verschiedene Psoriasis Formen, die meisten leiden jedoch an der sogenannte Plaque-Psoriasis (Psoriasis vulgaris). Dabei bilden sich runde oder ovale Flecken auf der Haut, die sognannten Plaques. Die Haut an diesen Stellen ist gerötet und mehr oder weniger mit silbrig-weissen Schuppen bedeckt. Viele leiden zusätzlich an Juckreiz, für manche sogar das unangenehmste Symptom. Am häufigsten treten diese Plaques an den Streckseiten der Arme und Beine, am Kopf, den Ohren oder in der Kreuzbeinregion auf. Grundsätzlich kann die gesamte Körperoberfläche betroffen sein. Auch Finger- und Zehennägel sind nicht davor gefeit. 

Was geschieht in der Haut?

Auf einen Reiz hin kommt es in der Haut zu einer Entzündungsreaktion, mit der das Immunsystem versucht, Schäden zu reparieren oder Eindringlinge zu bekämpfen. Doch bei Patienten reagiert das Immunsystem anders. Es stört auch den Erneuerungsprozess der Haut. In den betroffenen Arealen läuft er etwa zehnmal so schnell ab wie normal, mit dem Resultat, dass die neuen Haut- und Hornhautzellen unreif sind. Sie häufen sich an und bilden Schuppen auf den entzündeten Arealen. 

Die Gründe für diese krankhafte Reaktion des Immunsystems sind noch nicht geklärt. Sicher ist, dass es dazu eine Kombination von verschiedenen Faktoren benötigt: Einerseits eine genetische Veranlagung, die jedoch nicht automatisch zum Ausbruch der Erkrankung führt. Ausserdem sind gewisse Auslöser und Risikofaktoren beteiligt. Zu solchen Provokationsfaktoren zählen Verletzungen der Haut, psychische Belastungen, Infektionskrankheiten, hormonelle Veränderungen, Rauchen und Alkohol. Auch übermässiges Bauchfett fördert das Entzündungsgeschehen.

Was geschieht mit den Betroffenen?

Zugegeben: Schön sieht eine Psoriasis nicht aus. Für Betroffenen ist sie eine grosse körperliche und emotionale Belastung. Je nach Schwere und Art sind sie in ihrer Berufstätigkeit eingeschränkt. Exponierende Freizeitaktivitäten werden aufgegeben. Sie leiden unter der Entstellung und fühlen sich eingeschränkt. Und ausgegrenzt. Sozialer Ausschluss, Diskriminierung und Stigmatisierung sind psychisch verheerend für Betroffene und ihre Familien. Depressionen fordern ihren eigenen Tribut. Dabei muss man sich im Klaren sein: Es ist nicht die Krankheit, die diesen Ausschluss bewirkt, sondern die Gesellschaft. Der vor zwei Jahren veröffentlichte «Weltbericht zur Schuppenflechte» fordert daher: Einen besseren Zugang zu frühen Diagnosen und einer geeigneten Behandlung. Vorurteile sollen abgebaut werden. Denn ein Grossteil des Leidens dieser häufigen und komplexen Krankheit kann vermieden werden!

An Begleiterkrankungen denken

Wir rekapitulieren: Psoriasis zählt zu den Erkrankungen der Haut. Die Haut ist unser grösstes Organ. Hauptakteure sind ein fehlgeleitetes Immunsystem und Entzündung. Das Problem ist die systemische Entzündung. Systemisch meint, dass die Entzündung bzw. die beteiligten Zellen und Botenstoffe sich frei im Organismus bewegen. Das heisst, das ist keine Erkrankung, die an der Oberfläche bleibt! Jeder fünfte Patient entwickelt im Verlauf der Erkrankung eine sogenannte Psoriasis-Arthritis, einer schmerzhaften Entzündung der Gelenke. Weniger bekannt ist, dass Psoriasis-Betroffene aufgrund der systemischen Entzündung auch häufiger an Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Diabetes leiden, mit allen bekannten Folgen. Patienten mit schwerer Psoriasis sterben im Schnitt 5-7 Jahre früher. Für Patienten mit Psoriasis bedeutet das: Nicht nur die Haut und die Gelenke, auch die weniger offensichtlichen und nicht schmerzhaften Begleiterkrankungen müssen wie bei Nicht-Psoriatikern regelmässig überwacht und konsequent therapiert werden. 

Viele verschiedene Therapien

Psoriasis kann bis heute nicht geheilt werden. Doch anders als bei anderen Hauterkrankungen stehen zur Behandlung der Psoriasis heute viele verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Die Behandlung besteht aus zwei Säulen: einer sorgfältigen Hautpflege und der medikamentösen Therapie. Bei der medikamentösen Therapie muss zwischen der äusserlichen (topischen) und innerlichen (systemischen) Therapie unterschieden werden. Bei 70-80% der Patienten genügt eine wirksame topische Therapie. Eckpfeiler der topischen Therapie sind nach wie vor Glukokortikoide (Kortison), die entzündungshemmend wirken. Die Therapie mit Kortison ist teilweise mit Vorurteilen behaftet, weil nicht zwischen der äusserlichen und innerlichen Therapie unterschieden wird. Bei der äusserlichen, topischen Therapie mit Kortison sind keine innerlichen Nebenwirkungen zu befürchten. Das Kortison verbleibt dort, wo es benötigt wird: in der Haut. Die äusserliche Pflege und Therapie ist mit Zeit und Mühe verbunden. Deshalb ist es wichtig, dass der Anwender mit der Formulierung des Produktes zufrieden sind, also mit der Art und Weise, wie es sich auftragen lässt. Ansonsten gibt es vom selben Präparat eine andere Formulierung. In schweren Fällen oder wenn die Gelenke bereits in Mitleidenschaft gezogen sind, wird vom Hautarzt zusätzlich eine innerliche Behandlung mit Medikamenten verschrieben.

Gut vorbereitet zum Arzt

Die Überschrift der Psori-Checkliste (siehe Box) mit dem Zitat des chinesischen Philosophen Laozi bringt es auf den Punkt: «Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.» Vor jedem Arzttermin sollten Betroffene sich darüber Gedanken machen, wie stark die Beeinträchtigung durch die Krankheit im Alltag ist und welche Verbesserungen sie sich von einer Therapie konkret wünschen. Es kommen immer wieder neue Therapieoptionen dazu, so dass der Arzt im Gespräch offen nach Optionen, Alternativen oder unterstützenden Massnahmen gefragt werden soll. Hilfsmittel wie die Psori-Checkliste können dabei helfen, sich mit der eigenen Erkrankung auseinanderzusetzen und sich auf den Arzttermin vorzubereiten. Auch für Psoriasis-Betroffene, die schon länger mit der Erkrankung leben, gibt es keinen Grund zur Resignation. Auch sie sollten ihre Situation in regelmässigen Abständen überprüfen und sich fragen: Erfüllt meine aktuelle Therapie noch, was ich von ihr erwarte? Gibt es vielleicht noch einen besseren Weg? Frisch diagnostizierte Patienten benötigen vor allem Information. Wichtig ist, dass Betroffene ihr Schicksal aktiv in die Hand zu nehmen, regelmässig mit dem Arzt das Gespräch suchen und für eine Verbesserung ihrer Situation kämpfen, bis ein gutes Lebensgefühl erreicht worden ist. 

Schweizerische Psoriasis- und Vitiligo-Gesellschaft

Die Schweizerische Psoriasis und Vitiligo Gesellschaft (SPVG) ist eine gemeinnützige Patientenorganisation, die sich in der ganzen Schweiz für Menschen mit Psoriasis und Vitiligo auf vielfältige Weise einsetzt–für eine bessere Lebensqualität. Weitere Informationen und Links auf Opens external link in new windowwww.spvg.ch

Dr. pharm. Chantal Schlatter, Apothekerin

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