Wer vorbereitet ist, kann die Ferien mehr geniessen

Eine gut zusammengestellte Reiseapotheke ist das A und O für einen sorgenfreien Feriengenuss. Nebst der Basisausstattung, die für alle gilt, kann sie sehr individuell bestückt sein.

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Von Ursula Burgher

 


Eine Reiseapotheke kann so individuell wie die Menschen und ihre Reisen sein. Dennoch gibt es einige Grundregeln, die für alle gelten: «Was im normalen Alltag gebraucht wird, kommt auch mit in den Urlaub», ist für Yves Platel von der Bahnhof Apotheke im HB Zürich die Faustregel. «Wichtig ist, dass man sich über die gesundheitlichen Risiken am Reiseziel informiert und früh genug vorbereitet», meint der eidg. dipl. Apotheker. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Dr. med. Bernhard Beck von der Zürcher Praxis für Tropen- und Reisemedizin am Bellevue hat öfters Patienten, die ihn sozusagen «last minute» vor einer Reise konsultieren. «Wir sind auch auf die pressanten Leute vorbereitet und machen, was wir können. Es gibt aber Grenzen. Ein Beispiel: Die in afrikanischen und südamerikanischen Ländern teilweise obligatorische Gelb­fie­ber­impfung braucht 10 Tage, bis sie wirksam ist», erklärt der Spezialist für Reisemedizin. Will heissen: Wenn man den Gelbfieber-Impfschutz nicht vorweisen kann, wird im schlimmsten Fall die Einreise verweigert. Zu welchen Grund­impfungen rät Dr. Beck Menschen, die gerne fremde Länder erkunden? «Ob unterwegs oder nicht: Ich empfehle allen Patienten die kombinierten Impfungen Diphtherie/Starrkrampf und Masern/Röteln. Sie werden in der Schule gemacht und brauchen eine Nachholimpfung, die dann bis zu 25 Jahre wirksam ist. Gerade die wird aber oft vergessen.» Gemäss Dr. Beck sollten auch Impfungen gegen Hepatitis A (Übertragung durch Nahrungsmittel) und Hepatitis B (Übertragung durch Sperma, Speichel und Blut) zu der Grundausstattung von Menschen gehören, die öfters reisen. Dazu kommen Spezialvakzine z. B. gegen Typhus, die je nach Land abgeklärt werden müssen. Wer in die Ferne schweifen will, lässt sich am besten 4–6 Wochen vor der Reise in einer Apotheke oder beim Tropenarzt beraten, welche Impfungen oder Prophylaxen nötig sind. Die Experten haben Quellen von der WHO und dem BAG, die laufend aktualisiert werden. Risikogebiete können sich ändern. Sie wissen punktgenau, welche Destinationen z. B. vom Zika-Virus betroffen sind, wo eine Malaria-Prophylaxe oder nur das Notfallmedikament nötig ist oder wo die Gefahr einer Übertragung von Dengue-Fieber besteht. Alle diese infektiösen Krankheiten, die schwere Folgeschäden haben können, werden durch Mücken übertragen. Deshalb gehört bei Fernreisen neben dem Sonnen- auch der Mückenschutz zuoberst auf die Liste. Beides muss mehrmals täglich aufgetragen werden, besonders wenn man badet und stark schwitzt. Im Handel sind sogar Mücken abstossende Shirts und Hosen mit DEET-Imprägnierung erhältlich. Generell lohnt es sich, lockere und helle Kleidung zu tragen. Enge schwarze Leggings fordern die Blutsauger geradezu auf zuzustechen. 

Vorsicht beim Essen

Magen-Darm-Probleme, insbesondere Durchfall, gehören zu den häufigsten Reisekrankheiten, mit denen Apotheker Platel und Tropenarzt Dr. Beck konfrontiert werden. Verursacher sind meistens Esswaren oder eine mangelnde Hygiene. Yves Platel empfiehlt, Desinfektionsmittel für die Hände mitzunehmen. Arzneien gegen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sind sowieso ein Muss. «Wobei Diarrhö-Stopper nur zur Symptom-Bekämpfung dienen, damit die Reise problemlos weitergeführt werden kann. Sie bekämpfen das Übel nicht an der Wurzel», betont Dr. Beck. Kindern wird öfters schlecht beim Reisen als Erwachsenen. Dagegen gibt es u. a. natürliche Tabletten mit Ingwer oder gut zu dosierende Tropfen. Zudem raten sowohl Pharmazeuten als auch Mediziner, beim Unterwegssein mit dem Nachwuchs ein Elektrolyte-Ersatz-Präparat mitzuführen. «Wenn Kinder Durchfall haben oder erbrechen müssen, dehydrieren sie wesentlich schneller als Erwachsene. Deshalb müssen dem Körper so rasch wie möglich alle nötigen Mineralstoffe zugeführt werden, die er für wichtige Stoffwechselvorgänge braucht», schildert Platel. Wer nach einer Reise mehr als eine Woche unter Verdauungsproblemen leidet oder gar Blut im Stuhl, hohes Fieber oder heftige Krämpfe hat, gehört sofort zum Arzt. «Dank gentechnischen Methoden können wir heute praktisch jeden Keim in Kürze identifizieren und gezielt behandeln», beruhigt Dr. Beck und gibt Touristen einen Tipp: «Ich empfehle allen, in Restaurants zu essen, die gut frequentiert sind. Denn an solchen Orten kann man davon ausgehen, dass die Speisen frisch zubereitet sind. Menükarten mit unzähligen Gerichten sind verdächtig; weil dann viele Zutaten in der Küche herumstehen müssen, die unter Umständen schon länger nicht mehr bestellt wurden.» 

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